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8 Pf Posthorn auf Ortskarte – 2,75 € statt 50 €

  Ein Angebot von diesem Dezember bei Delcampe.net.

Unter den vielen auf den Kaufplattformen in diesem Jahr zu beobachtenden Ärgernissen  gehören die Ausrufe / Sofortpreise für die Bund 8 Pf Posthorn (Mi. 127) in portorichtiger Einzelverwendung (= Einzelfrankatur) auf ortsgelaufener Postkarte. Um das Thema zu erweitern , aber damit aussagekräftig auch gleich wieder einzugrenzen, einführend ein Blick auf die lose Marke. Sie gehört postfrisch auch nach dem rapiden Preisabstieg des ganzen Satzes (Mi 123/38) in den letzten rund fünfzehn Jahren – dem Bund-„Paradesatz“ – eindeutig zu den Besseren unter den Kleinwerten. Bei postfrischer Erhaltung muß sie als ein Prüfstück gelten. Gestempelt ist sie auch nicht leicht. Stücke mit im Datum lesbarem, sauberem, also nicht wie so oft veschmiertem zeitgerechtem Stempel (Postgültigkeitsende: 31.12.54), dazu mit ordentlicher Zähnung (also keine halben!) sind eine Suchaufgabe für den halbwegs anspruchsvollen Sammler. Wer den „Trip“ mit Vollstempel-Abschlag bevorzugt, muß noch länger suchen und außerhab der Katalognotierungen bezahlen.

   Selbst bei Stücken mit Ersttagsstempel kommen kurze Zähne vor!

Die Erhaltungs-/Preisfragen loser Marken tangieren den Briefpostsammler wie immer nur mittelbar oder gar nicht. Er sucht einfach nur eine saubere, zeitgerechte und damit postgültige Stempelung aus dem Postalltag.  Prachtzähnung, damit auch mal einen halben Zahn, toleriert er, Best-Zähnung muß besser bezahlt werden, ist aber gar nicht verlangt und eine Marotte jener, denen nichts gut genug sein kann (die durchaus aber auch bereit sind, notwendige BPP-Prüfungen zu verharmlosen). Unser Normal-Postgeschichtler jedenfalls sucht wie immer eine portorichtige Verwendung in dem bei Ausgabe gültigen Posttarif.

In Frage kommt hier für die Freimachung einer im Ort zu befördernden Karte der Tarif vom 1.9.1948. Zur Freude der damaligen Postbenutzer,  die am 1. Juli 1954 drastische Preissteigerungen zu verkraften hatten, galt der Ortstarif für Postkarten und Briefe über den 1.7.1954 hinaus bis zum 28.2.1963 fort (der ermäßigte „Ortstarif“ wurde 1963 im Bundesgebiet abgeschafft, in Westberlin [WB] blieb er bis 31.3.1991 bestehen). Um kurz bei WB und Marken in DM-Währung zu bleiben: Wie Sonder- konnten auch Dauermarken aus Bonn („Bund“) sowie die da noch gültigen DM-Marken der frz. Zone ab dem 27.12.1949 in Westberlin für die Freimachung  (Briefe, Pakete) in alle Ziele  verwendet werden. Bedeutet: Auch die 8 Pf Posthorn war ab Erscheinen 20.9.1951 für die Frankierung von Postkarten im (Gesamt-)Berliner-Ortsverkehr zulässig. Anmerkung; Der Schreiber hat so ein Stück in 40 Sammeljahren noch nie gesehen! Und noch ein Querverweis: Die Bund 8 Pf Berühmte Deutsche (Mi. 349 x, y; E: 3.8.61), ab dem 1.3.1963 im Berliner Ortsverkehr im Aufbrauch weiterhin als Einzelverwendung möglich (bis 30.6.72), ist eine – weithin verkannte – Rarität! (Hat er auch noch nicht gesehen).

Wie gut erhalten die Marke des im Bild gezeigten Delcampe-Angebotes ist, läßt sich nicht sagen, selbst die an sich zu lobenden Vergrößerungen bieten einen überaus schwammigen Bildeindruck. Eine zu geringe dpi-Zahl. Absicht oder doch einfach nur praktizierte Nonchalence gegenüber Billigware und Verachtung gegenüber Käiuferinteressen? Für den potentiellen Käufer eines von Tausenden von ähnlichen abschreckenden Angeboten im Internet gilt gemeinhin in diesem so wunderbaren Internetzeitalter: Man kauft hinsichtlich Zähnungsgüte, Stempelgenauigkeit und äußerer Beschaffenheit der Marke  und des Beleges selbst (Büge, Risse, etc.) oft die Katze im Sack und wer schon will (bessere) Umtauschqualität bei niedrigen Loskäufen reklamieren? Viel zuviel Umstand! Ein fieses Spiel, was sich da Anbieter (der Erfahrung nach überwiegend Sammler denn Händler) leisten!

Dieser Anbieter hier will aber mit den Preisangaben vor allem eines erreichen: Attraktivität. Ein Stück für 2,75  € statt übliche 50 % Michel (= 25 €) – wow! Ein Schnäppchen! Zur Wahrheit gehört, daß dieser Beobachter Ausrufe von Schrottware der 127 auf Ok schon bis 15 € (Sofortpreis!) gesehen hat, bei Ebay wie bei Delcampe, den größten Plattformen für philatelistische Sammelware. Zum ersten und man mag es schon gar nicht mehr sagen: Viele, zu viele Michelnotierungen für moderne deutsche Briefpost (ab Infla 1916) sind inzwischen einfach nur jenseits von aller Realität. Mit dem Preisabstieg in den letzten zwanzig Jahre für Modernware ab Zeitraum 1949 sind viele der Bewertungen, nach den Top-Bedarfspostzeiten der 1980er bis 2000er Jahre,  zu hoch. Tatsache, nicht nur im Netz, ist: Die 8 Pf Posthorn Einzelfrankatur (nur Ortspostkarte ist für diese Marke möglich) muß seit einem Jahrzehnt als Massenware wie die 8 Pf Berühmte Deutsche (Bund, Berlin) und Bauwerke II Berlin gelten. Sie steht an Häufigkeit sogar auf einer Stufe mit der Bauten 8 Pf schwarzblau (Bizone Mi. 79).

Erfahrene Sammler werden jetzt mahnend den Finger erheben und den Schreiber auf unklare Parameter verweisen: Vorkommen im Sammelmarkt bedeutet noch keine Aussage über die Nachfrage beim Sammler, ergo keine Erlaubnis, Preisaussagen zu treffen. Nun sieht der „Michel-Briefe“ aber gerade weitestgehend von diesem Prinzip ab! Er basiert in seiner Preisfindung auf Relationen potentieller Häufigkeit der Marken und deren Verwendungen unter einander! Und danach muß die 8 Pf Posthorn einfach selten und teuer sein, also als EF  mit 75 € notiert werden. Doch schon von der Marktlage ausgesehen ist das Blödsinn, betrachtet man die „innere Relation“ noch ein viel größerer.

Auf Ortskarte ist einzig die 8 Pf Bauten orange (Mi. 78) von – relativer – UND tatsächlicher Seltenheit! Nach Einschätzung des Verfassers kommen auf hundert 8-Posthorn-EF zehn orange 8er. Noch oder viel seltener sind die 8 Pf Arbeiter/Posthorn-Band sowie -Netzaufdruck (BIz Mi. 38 I, II), ebenfalls auf Ortskarre im Tarif 1.9.1948. Weil aber beide im Katalog gestempelt lose so niedrig stehen, niedriger als die 8 Pf Posthorn, gelten sie nichts, der Michel-Redaktion nicht, dem Sammler und dem Markt nicht. Sie haben einfach kein Renommee. Witzig bzw. gar nicht witzig! Von der 8 Pf Ziffer/Band-Netz (Biz Mi 53 I/II) braucht man nicht zu reden; seit Jahren tummelt sich eine Göttinger EF durch die Auktionssäle. Sie ist zweifelhaft und andere Stücke gibt es bei dieser schwierigen Ausgabe offensichtlich auch nicht und wären wahrscheinlich im Stempel auch falsch.


Bizone Mi. 78 K (Kammzähnung) auf in München gelaufener Ortskarte. Tolles Nachkriegsstück. Die L11-Version der Ausgabe dürfte vergleichsweise noch seltener sein. Die „Bauten“-Sammler wissen das sicherlich besser!

Zurück zur 8 Pf Posthorn. Angesichts der geradezu massenhaft im Markt befindlichen Stücke mit darunter vielen Belegen vom kritischer bis nicht tolerierbarer Erhaltung (Marke, Beleg) und der gegebenen Marktlage, ist es letztlich am Käufer, seinem inneren philatelistischen Auftrag, seriöse postgeschichtliche Philatelie zu betreiben, die Spreu zum Weizen zu trennen – wenn er denn will: Das Sich-reich-Rechnen mit eigentlichen Schrottbelegen ist leider für zu viele erste Pflicht!

Zweitens: Ein Katalog kann schlecht diese Gemengelage auf einen preislichen Nenner bringen, auch müßte er gute Informanten haben, die ihm sagen, daß eine 127 in guter Qualität auf Ortskarte sagen wir 15  oder 20 Euro gebracht hätte. Deshalb. wie es so ist,  wird der Michel das übliche Kauflevel seinem Durchschnittspreis – ein Mantra der „Schwaneberger“ – einverleiben und damit wäre er aus allem raus (und man stünde am Anfang der Betrachtung).

Trotzdem, dies 75 Euro sind ein schlechter Witz und bleiben es. Folglich müßte ein Anbieter, der sein Stück mit 2,75 Euro ausruft, angesichts dieser geringen Höhe eigentlich als verdächtig gelten. Ist aber nicht der Fall. Der gemeine Sammler weiß in aller Regel mehr oder weniger, daß lange schon nicht mehr Gold ist, was glänzt, und schon gar nicht bei Michel-Notierungen für Briefpost. Bleibt nur noch, daß der Anbieter offensichtlich keine Peinlichkeit scheut, mit einer schalen Hascherei diese Ware feilzubieten. Und was den Michel-Briefe-Katalog angeht, erleidet der auf vielen modernen Deutschland-Sammelabshnitten längst das Schicksal des Götz-Briefe-Kataloges von 1980. Er merkt es nur noch nicht. Oder vielleicht doch, denn was seine Macher in erster Linie interessiert, sind verkaufte Katalogstückzahlen.                                            Philatelie-Digital. Dezember 2023

Schweizer Post erhöht Entgelte zum 1. Januar 2024

Das Portal pctipp.ch meldet für den Beginn nächsten Jahres Preisanhebungen der Post für Briefe und Pakete. Die letzte Preiskorrektur erlebte der Schweizer Postkunde am 1.1.2022. Wie der Informationsdienst  schreibt, betone die Post, daß sie nur Teile der aufkommenden zusätzlichen Kosten an die Kunden weitergebe. Einen „gewichtigen Teil“ werde sie trotz Preiserhöhungen auch weiterhin selbst tragen und unter anderem „mittels Effizienzmaßnahmen kompensieren“.  Preiserhöhungen wie  Effizienzmaßnahmen seien, so wird die Post wiedergegeben, „neben Wachstum und Nachhaltigkeit wichtige Pfeiler der Strategie“. Mit ihr hat die Post Anfang 2021 begonnen. Die Post  wollen „den Service Public langfristig und mit eigenen Mitteln sichern“.                                                                                                              Philatelie-Digital, 6. Juli 2023

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Posttarif-Übersichten ausgewählter europäischer Länder

  Aktuelles Entgelteheft der Post mit Service-Plus (S. 3)

Sodann: Es gilt die aktuellen bzw. neuen Posttarife einiger westeuropäischer Länder vorzustellen! Die Auswahl bedeutet nicht, daß diesen Ländern im Gegensatz zu anderen ein allgemein höherer (Sammel-)Rang zukäme.  Es sind schlicht Länder, die der Autor in der einen oder anderen Weise brieflich sammelt. Bedeutet: Hier kennt er sich aus (halbwegs, manchmal auch schon ganz gut).

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Frankreichs 2017er Posttarif

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Abb. links: Neue Markengeneration (seit 2016) weist auf die Handhabung hin (mehrzählige Verwendung auf Sendungen über 20g). Rechts: Aus der Anfangsserie 2013 (sk-Rollenmarken, roulettes, adhésifs), links am Bildunterrand noch mit Gramm-Angabe als Preis-/Porto-Ordnungsfigur

Die Postentgelte im Nachbarland stiegen zu Jahresbeginn beim wichtigsten Briefprodukt, dem Lettre Prioritaire, um durchschnittlich 6,3 Prozent. Die Verteuerung erscheint bei Inflationsraten von 0,9 Prozent im Jahr 2015 und 1,41 Prozent 2016 mehr als üppig. – Philatelie-Digital 13-2017

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Spanien erhöht die Briefpostentgelte

Zum 1. Januar 2017 hat Spaniens Post die Entgelte für Briefsendungen im In-  und nach dem Ausland angehoben. Einige Beispiele: Brief-Inland 20g 50 Cent (bisher 45 c), Europabrief  125 Cent (115 c)  und Rest Welt 135 Cent (130 c). Wie immer erstrecken sich die Preise auf das Festland inklusive Balearen, die Kanarischen Inseln, Melilla und Ceuta sowie auf Andorra (span. Verwaltung). Abgelegt im Ordner „Aktuell Ausland aktuell“ finden Sie die Pressemitteilung (span) sowie ausschließlich das Preisverzeichnis „Festland“. In aller Regel gibt es keinen Unterschied zu den übrigen Tarifgebieten (teils bei der USt). – Philatelie-Digital 1-2017

Vollständige Beiträge im Pdf-Format bitte herunterladen: Anhebung Posttarife Spanien – PrMitt v. 30.12.2016 und Posttarif 1.1.2017 Festland u. Balearen

Hochgradig seltene „Obstler“

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„Obstler“ – das klingt schon alpenländisch. Und genau um eine alpenländische Markenserie, um eine österreichische, geht es auch.  – Briefpost International – Österreich Folge 7

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Winzling gerät aufs Abstellgleis

3 cent EZM

So sensationell er daherkam, auch „dank“ polemischer Presseberichte, so klammheimlich verschwindet der 3-Cent-Wert im vierten Jahr seiner Existenz aus dem alltäglichen Postgebrauch. – Deutschland aktuell

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