Das philatelistische Messeereignis dieses Jahres liegt hinter uns. Mit Spannung wurde allenthalben der Verlauf der Internationalen Briefmarken-Börse (27.-29. Okt.) am neuen Messeort Ulm erwartet. Um ein Bild zu nehmen, die Donau in der Friedrichsau ist nicht weit, sie ist schon ein kräftiges „Bürschchen“, nach über 3000 Kilometern aber wird sie ein machtvoller europäischer Strom sein, der an seinen Ufern seit Jahrhunderten prächtigsten Glanz und mitreißende europäische Kultur versammelt.
So könnte es mit der IBB in Ulm als dem Nachfolger von „Sindelfingen“ werden. Philatelie-Digital nahm die Pressemitteilung der Messe zur Kenntnis, doch klang sie ihm zu viel nach dem Üblichen. Klare, erdnahe Aussagen jedoch von einem Händler (Rösler-Briefmarkenversand, Mannheim) und Wolfgang Lang, APHV-Präsident und Händler. Beide sind Anbieter von Postgeschichte-Bedarfspost, Rösler dazu noch Enthusiast der losen Briefmarke in Besterhaltung.
„Wer nicht gekommen ist, hat was verpaßt! Ich bin zu hundert Prozent zufrieden. Und wenn ich andere höre, sagen die das gleiche.“ Wolfgang Rösler, seit Jahren auf allen bislang großen Messen in Deutschland zusammen mit seiner Frau Ursula eine verläßliche Größe, kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Natürlich hat sich da auch vieles angestaut.“
So sieht es auch der „oberste“ Händler Deutschland, Lang und präzisiert den Neustart der IBB nach drei Jahren Corona-Zumutungen: „Der Ausfall wegen Corona seit 2020, die seitdem angesammelten Spargroschen und dazu die große Lust, Qualität nicht nur auf dem Bildschirm beim Internetkauf, sondern sie in den Händen zu halten, sie von allen Seiten begutachten können, waren der Motor in den drei Tagen. Für mich ehrlicherweise in dieser Stärke ein unerwarteter Zuspruch. Sogar der Freitag lief für meine rund achtzig Kollegen umsatzmäßig vergleichsweise hervorragend.“ Vergleich heißt hier: im Unterschied zu Sindelfingen. Man muß hier jedoch „Sindelfingen“ richtig einordnen, auch der Messeort hatte freitags schon mal bessere Zeiten gesehen, bis in den letzten Jahren aus dem Werktag ein „Krampftag“ geworden war.
Während Lang am Preis-Leistungsverhältnis im Essensbereich (Messeangebot) Kritik angebracht fand, war er voll des Lobes über die äußeren Bedingungen der Messe. Das gute Oktober-Herbstwetter war der i-Punkt dazu. Entscheidend war die im Unterschied zu Sindelfingen unschlagbar bessere Infrastruktur der Messe: Weiträumige, lichthelle Messehallen 1 und 2, ausschließlich ebenerdig gelegen, ein älteren Semestern mühevolles Treppensteigen zu Foren, ArGe-Ständen und Ausstellungsbereich (alles Halle 2) entfiel. Überhaupt erwartete den Besucher eine freundliche Ausstrahlung des Interieurs. Beratung und Restaurationsbetrieb fanden aufgeräumten Platz im Foyer (keine Essendämpfe und -Gerüche mehr im Stand-Sektor), es gab beste Parkmöglichkeiten und auch keine Umstände eines Bus-Shuttles mehr. Ansonsten bot auch Ulm die in Sindelfingen jahrzehntelang eingeübte Solidität des Bewährten und Hochklassigen: Ratgebende Experten und ArGen (40), Ausstellung („Postgeschichte Live“), Präsentation des „Mond-Briefes“ sowie anspruchsvolle Fachvorträge.
Der Eintritt in Höhe von 5 Euro bot keinen Anlaß zum Murren. Bei Einkauf ab 50 Euro wurde der Betrag vergütet. Sicherlich am wenigsten hätten Bus-Fahrgäste des Postwertzeichen-Sammler-Vereins Mannheim (1921 gegr) etwas zu mäkeln. Ihr Verein erstattete die fünf Euro, was den natürlich zu Sindelfingen gestiegenen Fahrpreis von 30 Euro („Vereinsbus“) spürbar minderte. Es gibt bislang keine offizielle Mitteilung zu den verkauften Eintrittskarten (bis 16 J freier Eintritt). Die Rede ist von rund 2000 zahlenden Besuchern. Den Händlern war die Zahl egal, sie sahen auf ihre Umsatzzahlen und die waren, so Lang, „einfach gut.“
Masse „macht´s“ also nicht immer, aber natürlich hat auch sie ihre Vorteile, zumal dann, wenn ein erhöhtes Kaufvolumen einhergeht. Das wird man 2023 sehen. Dann erwarten die Ufer der Donau in Ulm erneut briefmarkensammelnde Gäste aus aller Welt! Philatelie-Digital, Nov 2022
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