Kategorie-Archiv: Deutschland aktuell

Nachtrag: Ende der Markenfreimachung bei Päckchen

Seit dem 1. Januar 2021 gilt die neue Freimachungsregelung für Päckchen. Im Preisverzeichnis “Preise und Leistungen” der Gelben Post, dort auf Seite 69 bis 70, wird der Postkunde darüber informiert, daß Briefmarken für eine Frankierung von Päckchen nicht mehr zulässig sind. Das gilt das auch für Sendungen ins Ausland.

Einen Hinweis auf das Warum liefert die Antwort von Deutsche Post DHL an den Informationsdienst „Inside Digital“. Darin schreibt Hans-Christian Mennenga, Leiter Pressestelle Nord der Deutsche Post DHL Group:

“Zur Vereinfachung des Produktportfolios können DHL-Päckchen seit dem 1.1.2021 nicht mehr mit Briefmarken frankiert werden. Der Anteil von Päckchen, die mit Briefmarken frankiert werden, ist seit Jahren deutlich rückläufig”.

Verbleibende Alternativen sind die in den Geschäften und Filialen erhältlichen selbstklebenden Versandscheine (Postaufgabe am Schalter mit Barbezahlung) und das Online-Frankieren. Die fragliche Webseite lautet: dhl.de/onlinefrankierung. Eine DHL-App steht ergänzend zur Verfügung. Darüber hinaus gültige Freimachungsformen sind die  Postangebote „Internetmarke“ (bis Juni 2010 STAMPIT),  „Päckchenmarke“ (Label im Schalter- u. Postshop-Angebot) und FRANKIT (Freistempelung durch die Post). Auch ist die Frankierung mit Freistempelmaschinen inklusive DV-Freimachung weiterhin möglich bzw. zulässig.

Der Ausschluß  von Briefmarken für eine Freimachung kam überraschend. Der genannte Informationsdienst schreibt dazu: „Auf Twitter relativierte die Deutsche Post DHL diese harte Aussage inzwischen. Es gäbe bis Ende Juni (2021! der Verf.) ) noch die Möglichkeit, bereits erworbene Briefmarken mit der entsprechenden Frankierung im Rahmen einer Übergangszeit zu nutzen. Bereits gekaufte Briefmarken verfallen also nicht.“
(Quelle: https://www.inside-digital.de/news/paeckchen-versand-deutsche-post-aendert-die-regeln)                                                                                                                Philatelie-Digital / Dez 2021 

       
Onlinefreimachung, nie mit Datum (li.o.), Versandschein bei Einlieferung am Schalter (m. Datum der Postaufgabe; re.o.) und Päckchen S mit Briefmarke 379 Cent (u.). Dies ein Beispiel für letztmalige Briefmarkenverwendung. Die Entgelte 379 Cent und 450 Cent (Päckchen M) sind seit dem vergangenen 1. Januar Filial- wie Onlinepreise. Kaum vorstellbar, daß die Post S-Päckchen noch länger mit Münzzahlung 3,79 € entgegennimmt!

Dialogpost-Entgelte: Erhöhung ab Januar 2022

Die Angaben zur „Blumen“-Dauerserie im letzten Blog-Eintrag sind zu korrigieren. Die neue Berichtslage teilte schon früh die Versandstellenpublikation „Philatelie aktuell“ mit ihrer Ausgabe 25-2021 mit. Danach erscheinen am kommenden 3. Januar noch zwei Werte zur Freimachung des Standardsegments der Dialogpost (Massensendungen).
Die neuen Nominalen zu 32 Cent und 37 Cent werden aufgrund der steigenden Entgelte für die Standardsendungen (Briefform) bis 20 g bzw. 21 bis 50 g notwendig. Der Preis für die Versendungsform „Postkarte“ bleibt mit 28 Cent unverändert. Von einem weiteren Druck dieser Marke ist folglich auszugehen. Versender, so scheint es, beachten dieses nochmals ermäßigte Sendungsangebot aber offenkundig kaum. Trotz intensiver Suche im Sammelmarkt hat der Autor eine solche Verwendung noch nicht entdecken können.
Die Post als Herausgeber von Dauermarken (inkl. Automatenmarken) nutzt damit die neue Dauerserie „Welt der Briefe“ und dem dort aufgedruckten Matrixcode für Massensendungen nicht.

  Schneeglöckchen        Rotklee

Apropos „Blumen“-Dauerserie
Noch zwei Dinge zu den „Blumen“, die sich bekanntlich zur bislang umfangreichsten deutschen Dauerserie seit Ersterscheinen 2005 gemausert haben: Hier erstaunten oder je nach Blickwinkel verärgerten zuletzt die Nachschieber von schon vorhandenen Nominalen mit neuen Motiven. Letzte Beispiele: die im letzten Blog-Bericht genannten Wertstufen zu 50 Cent und 200 Cent. Zuvor fielen in dieser Hinsicht schon die ebenfalls Sammlergeld schröpfenden Werte zu 5, 10, 20 und 145 Cent unangenehm auf. Sie verdankten sich ja nicht einem neuen Posttarif, etwas, womit sich die geänderten Motive bei den Nominalen zu 45, 60, 70, 80, 90 und 220 Cent (dürftig) erklären ließen.
Zum anderen hat die zuständige Bonner Abteilung in der Postzentrale nach langem Warten der Sammlerschaft die Auflagenzahlen der seit 2005 erschienenen Neuheiten vorgelegt. Wie zu erwarten war, sind es „Gesamtmengen“, d.h., es wurde nicht nach den Produktionsformen Bogen-/Rollenmarken unterschieden. Spezialsammler gehen noch einmal mehr leer aus, als die Änderungen bei den Zählnummern ebenso unberücksichtigt blieben wie die Unterscheidung der Bogen nach „mit/ohne EAN-Code“.
Etwas ärgerlich ist es, daß die Vorstellung der Zahlen all zu deutlich auf den Abdruck im Michel-Deutschland-Katalog 2021/2022 zielt. Es fehlt die Angabe des Nennwertes, dafür wird die Michelnummer gebracht. Nicht jeder aber kann sich und will sich jedes Jahr den inzwischen 62 Euro kostenden Deutschland-Normalkatalog leisten. Selbst dann nicht, wenn er inzwischen auch vom Phila-Shop der Gelben Post vertrieben wird.

PDF-Dokumente bitte herunterladen: Dialogpost Entgelte 1.1.2022_Post-Serviceblatt und Dialogpost – Preise alt neu_koopmanndruck und Auflagen_DS_Blumen_2005-2018 und Auflagen_MH__FB_2005-2020 und Auflagen_Sondermarken_Blocks_2013-2021

2022 neue Dauerserie „Welt der Briefe“

Die seit 2005 erscheinende Dauerserie „Blumen“ erlebt 2021 mit dem Erscheinen der ersten Werte der Nachfolgerserie „Welt der Briefe“ ihr Produktionsende. Letztmalige Neuheiten der „Blumen“ erschienen 2020: 30 Cent (Taglilie, naß- u. selbstklebend, 2. Jan.; Mi. 3509 bzw. 3516), 50 Cent (Zinnie, naßkl., 2. April; Mi. 3535) und 200 Cent mit Motiv „Purpurknautie“ (naßkl., 6. Aug.; Mi. 3556).

Ersttag der vier ersten Werte der neuen Serie war der 2. Dezember. Deren Besonderheit: Alle vorgesehenen Wertzeichen sind mit einem Matrixcode ausgestattet, selbiger befindet sich auf einem weißen Nebenfeld. Das macht die neuen Dauermarken größer. Unverändert bleibt es je nach Anforderungslage am Schalter bei den Gummiausstattungen „Selbstklebend“ (sk) und Naßgummiert sowie den Produktformen 10er-Bogen, SK-Sets (jeweils alle 4 W.) und Rollenmarken (bislang nur der 5-C-Wert, 200er-Rolle).

Alles zum Hintergrund der neuen Dauerserie ist in der Pressemitteilung der Post vom 1. Dezember 2021 nachzulesen. Die technischen Details zu den Marken finden sich dort nicht. Die seien hier kurz in einem „Steckbrief“ aufgeführt:

+   Entwurf: Bettina Walter, Bonn
+   Format: Breite: 31,80 mm; Höhe: 30,13 mm
+   Format Zehnerbogen: Breite: 83,60 mm; Höhe: 170,00 mm
+   Anordnung Paz: 2 PWz nebeneinander, 5 PWz untereinander
+   Anordnung EAN-Code: Auf allen vier Randstücken der schmalen Markenbogenseite wird
ein AN-Code platziert. Die betreffenden Randstücke bleiben weiß.
+   Druckerei: Bundesdruckerei GmbH, Berlin
+   Bedruckstoff und Druckverfahren: Gestrichenes, weißes und fluoreszierendes
+   Postwertzeichenpapier DP II; Mehrfarben-Offsetdruck
+   Ausgabetag: 2. Dezember 2021

                 Vier Werte mit Druckjahr 2022 erschienen vorab am 2. Dezember. 

Auch seien die Leistungen des Matrixcodes hier noch einmal in Stichworten erwähnt:
–    Basis-Sendungsverfolgung von Briefen und Postkarten per App
–    Besagte App ermöglicht interessante Informationen zur Briefmarke und dem Motiv

PDF-Dokumente bitte herunterladen: Welt der Briefe – Neue Dauerserie – PrMitt 1.12.21 und Matrixcode – Digitaler Wandel PrMitt 2.2.21

Auslandsentgelte 2022 unverändert

Im Netz und dabei nicht auf den Homepages der Gelben Post fand sich jetzt, am 13. d.M., eine Gesamtaufstellung der Post zu den wichtigsten Entgelten für den nationalen und internationalen Versand ab dem 1. Januar 2022. Sie zeigt zur Überraschung des Autors keine preislichen Anhebungen beim markenfrankierten Briefversand ins Ausland. Eine erfreuliche Nachricht. Es bleibt aber offen, was die Post beim „Warenversand“ (nur Online-Freimachung) oder im Frachtbereich (nicht genehmigungspflichtige Entgelte) plant. Doch ist besagter Frachtsektor  für den Briefpostsammler mit Ausrichtung Markenfrankaturen seit dem 1. Januar 2021 sowieso uninteressant geworden, als die Markenfreimachung bei Päckchen nicht mehr zulässig ist.

PDF-Dokument bitte herunterladen: Preisübersicht national international 1.1.2022

Post erhöht Briefentgelte zum 1. Januar 2022

Die letzte preisliche Generalüberholung fand am 1. Juli 2019 statt. Jetzt nun, wie erwartet, ein halbes Jahr früher, die neuen, von der Bundesnetzagentur genehmigten Entgelte. Von einer generellen Drei-Jahres-Gültigkeit des Posttarifs kann keine Rede sein. Nach dem 1. Juli 2019 legte die Post drei Preisverzeichnisse (Entgeltehefte) mit geänderten Entgelten auf (1.5.2020, 1.7.2020 u. 1.1.2021) auf. Daran wird sich auch künftig ganz sicher nichts ändern. Irgendwie müssen die Milliardengewinne für das gelbe Shareholder-Aktien-Unternehmen ja zustande kommen (Geschäftsjahr 2020: 3,650 Mrd € Gewinn).

Informationsaussendungen nur noch für „Big-Player“
Besonders hervorhebenswert seit Juli 2019 war weniger, daß am 1. Januar 2020 für Geschäftskunden  die bisher geltenden Rabatte zum 1. Januar 2020 über alle Basisprodukte und Rabattstufen hinweg um zwei Prozentpunkte abgesenkt wurden. Das traf auch den Werbe-Großversender im Philamarkt. Im  2,2 Milliarden Euro schweren Geschäftsbereich Dialogpost  verteuerte sich die Standardsendung um 2 Cent auf 30 Cent, auch wurde  die Mindestmenge, ab der dieser Preis gilt, von 4.000 auf 5.000 angehoben. Für Versender philatelistischer Informationssendungen kleineren Umfangs – Vereine, Arbeitsgemeinschaften – war der Zug schon vorher abgelaufen. Selbige hatten bis Ende 2012 noch preiswert die Sendungsart „Infobrief“ nutzen können. Seitdem ist für den Arge-Rundbrief (usw.) die volle Briefgebühr fällig. Ist dieser prekäre Kostenzuwachs den Vereinsmitgliedern, die sich über Anhebungen des Vereinsbeitrags beklagen,  bewußt?

Zollgebühr schaufelt  internationalen Kleinsendungen das Grab
Dann, am 1. Juli 2021, traf es alle im Philamarkt,  Klein- wie Großkunden. Seit dem Juli gelten neue Regeln im grenzüberschreitenden Internethandel. Sendungen aus Ländern außerhalb der EU sind zoll- und umsatzsteuerpflichtig. Betroffen sind also Warenlieferungen beispielsweise aus Asien, Ozeanien, den USA oder aus Großbritannien. Die Freigrenze von 22 Euro wurde aufgehoben. Ausnahmen gibt es nur noch für Sendungen, deren Warenwert so gering ist, daß die anfallende Umsatzsteuer weniger als 1 Euro beträgt – was einem Preis von maximal 5,23 Euro entspricht. Kleinkäufe über ebay.com, ebay.co.uk oder ebay.com.au lohnen daher aus preislicher Sicht wohl nur noch selten. Die Anbieter stellen seit vergangenem Juli  die Zollgebühr gnadenlos in Rechnung. Ob das allen Ebay-Käufern inzwischen klargeworden ist? Der Umsatzeinbruch für die fraglichen Internetplattformen muß beträchtlich sein!

Päckchen nicht mehr markenfrankiert
Ein Knaller jedoch war im vergangenen Geschäftszeitraum das Aus für die Briefmarkenfreimachung von Päckchen national und international. Seit Anfang 2021 ist sie nicht mehr zulässig. Am 1. Januar 1920 wurde das Päckchen von der Reichspost eingeführt. 100 Jahre preiswerter philatelistischer Versand – sei es der von Marken-Auswahlen, Bestellungen, zum Beispiel unter Einschreiben(!)  oder des Katalogversandes  – sind seit dem vergangenen Januar Geschichte. Kulanzweise konnten die Marken zu 3,79 € und 4,50 € noch für die jeweiligen Päckchenarten im Inlandsverkehr bis  30. Juni aufgebraucht werden. Päckchen mit Ziel Ausland waren gleichwohl als solches und mit Blick auf internationale Anbieter schon länger ein Anachronismus. Länder wie Frankreich, Italien oder Niederlande kennen ein solches international preislich niedriges Sendungsangebot schon lange nicht mehr.

Womit der Blick noch einmal auf die Pressemitteilung der Bonner Postzentrale gelenkt wird. In ihr ist von Preisen für Sendungen ins Ausland mit keinem Wort die Rede. Doch auch hier muß sicher mit Preisanhebungen gerechnet werden. Das wird man dann im neuen gedruckten Preisverzeichnis nachlesen können.

PDF-Dokumente bitte herunterladen: Neues Briefporto ab 1.1.2022 bestätigt_Post-PrMitt 10.12.21 und Briefpost-Preise neu alt 1.1.2022 

Schon wieder Verkaufsdreck mit Bund Mi. 159

 Bund Mi. 159 auf Brief-Ausland: Schrott!

Im April dieses Jahres nahm sich der Autor knifflige Stücke aus der Nachkriegszeit vor, darunter auch ein Stück aus der mittlerweile gängig gewordenen 1.-Liga-Ware von Bund, 50er Jahre. Den Sondermarken dieser Zeit eignet bekanntlich der Nimbus des Werthaltigen. Das ist berechtigt, daran hat sich prinzipiell bis heute auch nichts geändert. Mögen die Marktpreise für lose Stücke – postfrisch, gestempelt/gepr. BPP – aus bekannten Gründen in den letzten Jahren teils erschreckend gefallen sein, ändert das für den ernsthaften, phila-geschichtsbewußten Sammler an der hervorragenden Aura dieser frühen Bund-Neuheiten nichts.

Viele  Jahrzehnte waren die Marken aus diesen zehn Jahren mit ihrer teils sehr geringen Auflage begehrt, für viele Sammler mit wenig Taschengeld damit bis in die 60er Jahre schier unerreichbar. Was dann ein mieser, krimineller Dreckshandel jahrelang auszunutzen verstand, indem er entfalzte und/oder nachgummierte hochpreisige Katalognummern jenes Jahrzehnts mit blumigen Worten als „postfrisch“ unterpreisig in den Markt schleuste und mit leider leichtem Dummenfang massenhaft loszueisen verstand. Zum Glück sind seit einigen Jahren in den Markenkatalogen die fraglichen Katalognummern mit einer Raute gekennzeichnet  (da hat sie ihren Sinn und ist sie bildlich überzeugend!!!): Wer diese Marken heute noch BPP-ungeprüft erwirbt und bei nachmaliger Prüfung (und Verstreichen der Umtauschfrist) als (teil-)verfälscht attestiert bekommt,  ist selber schuld.

„Auf Brief“ wurden in Sonderheit die Hochwerte der Zuschlagsmarken viele Jahrzehnte lang dem Sammler als „Satzbrief“ schmackhaft gemacht. Sie wurden als das  Nonplusultra gepriesen. Die Freude, so einen – meist überfrankierten, „echt gelaufenen“ – Beleg zu besitzen, möglicherweise noch vom Erstverkaufstag der Markenneuheiten,  war allenthalben und für lange Zeit dominant.  Wer so etwas als „Auflockerung der Markensammlung“ besaß (ein hübscher, aber schon immer abseitiger Werbespruch des Handels), wurde beneidet.  Bis ein eigenständiges, postgeschichtliches Denken in der Philatelie einsetzte. Es verlangte Portorichtigkeit der Frankatur und es achtete auf den vielfältig wirksamen Sammlereinfluß solcher Sendungen, der nicht selten in „Mache“, wenn nicht noch Schlimmeres endete. Und dieses neue Wissen stellte Einzelfrankaturen und Mehrfachfrakturen in den Fokus. Das ist bis heute so und daran wird sich auch nichts mehr ändern. Denn dieses Frankaturen sind grundsätzlich seltener als Mischfreimachungen aller Art.

Die auftauchenden Begriffe „Bedarfsbrief“, „Bedarfsverwendung“, „Bedarfsfrankatur“ waren jedoch nicht neu, sie gab es in verstärkter Nutzung  schon seit den 30er Jahren, als wache Sammler begannen, das Sammelgebiet „Deutsches Reich Inflation 1916-1923“  mit bis heute gedeihlicher Energie in „echt INFLA“ und in den Schund aus Mache und vor allem Stempelfälschungen zu separieren.

Dieser oben gezeigte Brief ist Bedarfspost. Die klugerweise mit weichem Bleistift vermerkte Anmerkung (li.u.)  über die (für einen Auslandsbrief 20g richtige) Portohöhe stört nicht, man kann sie überdies mit einem weichen Radiergummi entfernen. Doch das ist nur eine Petitesse. Denn natürlich muß des Sammlers Augenmerk auf dem abgeschlagenen Tagesstempel liegen.

Der zeigt genügend Kennzeichen einer Echtheit. Was bei seinem „Inhalt“ auch logisch ist! Denn das enthaltene Stempeldatum liegt wie bei der Meldung im vergangenen April außerhalb der Postgültigkeitsphase. Es zeigt als Jahr zweifelsfrei „54“. Die Postgültigkeit des 1952 erschienenen Wohlfahrtssatzes (Mi. 156/59) endete jedoch am 31. Dezember 1953. Abgesehen von den für diesen Spitzenwert mißlichen Zahnverkürzungen (re.o.; untere Zähnungsreihe 7. Zahn, Bildvorlage!), die den Ebay-Verkaufspreis in Höhe von 59,95 € rechtfertigen könnten  (Normalpreis um die 100 bis 120 Euro), ist der Beleg NICHT sammelfähig in einer Sammlung, die portorichtige, echte Bedarfsstücke aufnehmen will. Und das strebt ja wohl jeder Bedarfspostsammler an! Der Beleg gehört aussortiert und in den Müll – er ist nichts wert und damit auch keine  59,95 Euro!

Der Anbieter (100% positive Bewertungen, 966 an der Zahl)  beschreibt seine Ware so:  „Bund EF Mi-Nr. 159 1954 Grossenried nach Österreich – einwandfrei“.

Der Autor hat im gutem Willen diese „1954“ in der Titelzeile erst gar nicht „wahrgenommen“, sondern sich gleich den Beleg akribisch vorgenommen. Der Anbieter, den Ebay als

Verkäufer mit Top-Bewertung:
  • Einer der besten eBay-Verkäufer

listet, schreibt also selber „1954“.  Das ist man doch baff! So viel Top und dann nicht mal im Besitz von Katalogminimalkenntnissen sein. Das ist wirklich top!

Noch diese Anmerkung: Während von den 30ern der Vorgängerserien 1949 und 1951 (Mi. 120, 146) bislang nur selten Stempelfälschungen (bei allerdings viel Mache) bekannt wurden, scheint für den 1952er Höchstwert angesichts weiterer unschöner Erfahrungen die „Echtheitslage“ auf Brief prekär zu sein!

                                                                                                               Philatelie-Digital 8-2020

Termine in Zeiten der Corona-Epidemie

    Markenmesse Essen: Ohne sie geht es einfach nicht!

Wie gemeldet, wurden die beiden Essener Großveranstaltungen, die Int. Briefmarkenmesse Essen 2020 und die Weltausstellung IBRA 2021, abgesagt. Jetzt wurde bekannt, daß die viertägige Verkaufsmesse im nächsten Jahr stattfinden soll.  Im Mai an alter Stelle in der Halle 1 A der Messe Essen. Geplanter Termin: 6. bis 8. Mai 2021 (Do-So). Die IBRA wird nach jetziger Lage im Mai 2023 durchgeführt. Nach dem Aus für die diesjährige Briefmarkenbörse Sindelfingen (Okt.)  können alle Beteiligten, die an der Erhaltung eines philatelistischen Marktes interessiert sind,  guter Dinge sein.

   Rang-1-Ausstellung in Berlin: Sie kommt noch!

Damit zur OSTROPA (Intern. Rang-1-Ausst., Berlin):  Der bereits gefundene neue Termin 5.8.2020 konnte nicht, der neue im November wird  nicht wahrgenommen werden. Die Veranstaltung ist auf 2021 verschoben worden. Das gilt auch für die Weltausstellung CAPETOWN 2021, die nun vom 9. Bis 13. November 2021 stattfinden soll. Dr. W. Leupold vom Organisationskomitee der OSTROPA: „Das Organisationsteam bedauert es sehr, die große Zahl von Ausstellern aus den 14 Teilnehmerländern, darunter natürlich viele aus Deutschland, auf das nächste Jahr vertrösten zu müssen. In einem ersten Gespräch signalisierte uns das Russische Haus für Wissenschaft und Kultur seine Unterstützung für unseren Wunsch, die OSTROPA im Juni 2021 im geplanten Rahmen in Berlin durchzuführen.“

Hier also wieder Licht bei so viel Schatten. Doch das gilt nicht für die 38 Termine von kleineren und mittelgroßen Veranstaltungen (Tauschtage, Börsen) in Deutschland im Zeitraum 30.8. 2020 bis 14.2.2021. Sie  wurden ersatzlos abgesagt. Ebenso die Münzen-Großbörsen in Dortmund (6.9.)  und Stuttgart (19./20.9.). Die Meldungen hierzu erschienen auf der Website des BDPh (www.bdph.de). Allerdings nennt die Seite für den Zeitraum 5. bis 13. September fünf Tauschtagstermine (Kakenstorf/Tostedt, Chemnitz, Pretzier/Salzwedel, Magdeburg und Lingen). Einzelheiten dazu auf der genannten Seite; telefonisches Erkundigen über die wirkliche Durchführung ist ratsam.

Nicht alles ist „tot“

So meldet Heinz Friedberg vom BSV Dietzenbach (Städtchen in der Nähe Offenbach) Erstaunliches. Im Vereinsrundbrief 9/2020 heißt es: „Nachdem die Corona-Maßnahmen Veranstaltungen mit bis zu 100 Personen zugelassen hatten, holten wir die wegen der Pandemie im Mai ausgefallene Vereinsauktion am 16. August nach. Zwar mußten alle Anwesende Mundschutz tragen und den vorgeschriebenen Abstand einhalten, Doch dafür war genügend Platz. Nahezu 30 Sammler waren gekommen, um die ausgelegten Lose zu besichtigen und zu wählen, was in ihre Sammlung paßt. Die niedrigen Ausrufpreise führten bei etlichen Losen zu regelrechten Bietergefechten. Die nächste Vereinsauktion ist für den 27. September angesetzt.“

Des weiteren nennt er für den weiteren Umkreis seiner Heimatstadt die geplante Durchführung von zwei philatelistischen Veranstaltungen. Zu Recht empfiehlt er vor einer Anreise vorheriges Anfragen. Die beiden folgenden Termine sind in der BDPh-Zentralseite gezeigten Auflistung von gestrichenen Terminen NICHT enthalten (Stand 31.8.):

20.09.2020: Briefmarkensammlerverein Alzenau e. V., Großtauschtag, Prischoßhalle, Prischoßstraße 56, 63755 Alzenau, 08:00. bis 15:00 Uhr, Tel. 06023-3636.

27.09.2020: Briefmarkentauschring Obernburg, Großtauschtag, Stadthalle, Jahnstraße 7, 63785 Obernburg am Main, 09:00 bis 14:00 Uhr, Tel. 01522-9559492.

Und es gibt noch weitere gute Meldungen. So berichtet die September-Ausgabe der „philatelie“ von einem Stattfinden des diesjährigen ArGe-Literaturwettbewerbes in Verbindung mit dem Rauhut-Literaturpreis.. Eine öffentliche Veranstaltung werde es jedoch nicht geben.

  Ersttag der Neuheit: 3. September 2020.

Der „Tag der Briefmarke 2020“ steht unter dem Zeichen der AM-Post-Marken, die vor 75 Jahren durch den Weltkriegssieger USA ausgegeben wurden. Sechs öffentliche Veranstaltungen sind im Zeitraum 19. September bis 18. Oktober vorgesehen (Details s. www.bdph.de, „Philatelie“, September-Ausgabe/Print). Sicherlich werden diese Termine unter den inzwischen üblichen Einschränkungen durchgeführt – aber, wie es derzeit aussieht, finden sie statt!

   Ausstellung Im Internet!

Die RUHRVIA 2020 wurde als als virtuelle, regionale Ausstellung durchgeführt, die NAPOSTA 2020 (1.9.-30.9.2020) wird es gerade. Nichts weniger als „weitere Lebenszeichen der Philatelie“ will man mit der Internetveranstaltung geben und es Ausstellern „ermöglichen, sich noch für die IBRA‘ 2023 zu qualifizieren“. Eine Webadresse für die virtuelle Ausstellung wurde bis zum Berichtsschluß (31.8.) noch nicht genannt.

„Vorträge Digital“ – BDPh baut Angebot im Netz weiter aus

Der Bund Deutscher Philatelisten e.V. treibt sein Angebot von digitalen Vorträgen voran. Künftig sollen zwei Vorträge im Monat zur Lektüre bzw. zum Download angeboten werden – jeweils am 1. und am 15. eines Monats. Das Ziel ist, auf interessante Themen aufmerksam zu machen und gleichzeitig für die Philatelie zu werben (www.bdph.de/index.php?id=86).  Philatelie-Digital 8-2020

Deutsches Postwertzeichen – was war, was kommt und was droht

  
Warum kein "Helmut-Kohl"-Block mit Ehefrau Hannelore 2012? Sie war Präsidentin der viel bedeutsameren Stiftung für hirnverletzte Unfallopfer mit Schädel-Hirn-Trauma (ZNS).

Kommentar
von Werner Rittmeier, Philatelie-Digital

Woher https://www.chip.de* weiß, daß „vielen Verbrauchern“ (wie vielen, 25, 100, 1000, 20.000 oder sogar potentiell 41 Millionen – das ist die 2019 festgestellte Zahl der Haushalte in D.) „das Aufkleben von Briefmarken beim Versand von Post ein lästiges Beiwerk“ ist, sollte man besser gar nicht fragen. Wenn Zahlen oder ähnliche Mengenangaben in der deutschen Aktualitätenpresse genannt werden, kann man sie sowieso fast immer vergessen, weil es keine angemessene Recherchengrundlage für sie gibt, weil möglicherweise die Schreiber an ihr auch gar nicht interessiert sind, weil Zahlen gern auch nur abgeschrieben oder – noch schlimmer – schlicht erfunden werden. Jetzt also die Meldung zur jüngsten Post-App für Smartphonebenutzer, die es – tatsächlich – ermöglichen wird, Briefpost per Handporto OHNE bisheriges Aufgeld versenden bzw. bezahlen zu können.

Dieser Blog berichtete über die Neuerung bereits im vergangenen März („Deutsche Post digitalisiert auf breiter Ebene / Marken mit Matrix werden Alltag“).  Die App liefert eine Überarbeitung des bisherigen Handportos, was chip.de jedoch unerwähnt läßt. Die neue Bezahlform wurde 2009 eingeführt, nach einem am 15. August d. J. beginnenden ein Jahr dauernden Pilot.

Natürlich aber muß die Überschrift das eigentliche Aufsehen erregen: „Riesenänderung bei der Deutschen Post: Steht das Ende der Briefmarke bevor?“ Und ebenso knackig-orakelhaft geht es in einer Bildunterzeile weiter: „Die Deutsche Post plant offenbar künftig auf die Briefmarkenpflicht beim Postversand zu verzichten.“ Und schon wieder sind es „viele“. Denn es heißt dann im weiteren: „Die Deutsche Post plant offenbar, dass der Zwang zum Briefmarken-Kleben bei Postversand künftig ad acta gelegt wird, was viele Verbraucher sicher freuen dürfte.“

Ad acta, Briefmarkenpflicht – was für ein Schreib- und Denkmüll. Als wenn der Postbenutzer eine „Seite zu den Akten geben“ könnte, erledigt, Stempel, aus. Aber es ist ja auch alles „offenbar“. Briefmarkenpflicht? Man meint wohl die gute alte, erst recht im aktuellen Postgesetz sowie in den AGB genannte Leistungspflicht des Kunden, bei einem Beförderungsvertrag (Sendungsaufgabe der Briefsendung bei der DP) die vorgelegte Sendung freizumachen. Dabei muß  oder könnte dem Schreiber irgendwie irgendwann etwas von „Freimachungspflicht“ untergekommen sein. Sie war ein wichtiger Bestandteil des Beförderungsvertrages in der alten POSTORDNUNG. Die aber wurde am 1. Juli 1991 durch AGB und damit durch privatrechtliche Rechtsvorschriften ersetzt bzw. abgeschafft. Bis dahin gab es tatsächlich für gewöhnliche (also nicht etwa  eingeschriebene!) Postkarten und Briefe (wie auch Paketen) die Ausnahme vom Zwang: Diese Sendungsarten konnten unfrei aufgegeben werden, die Beförderungsgebühr holte sich die Post beim Empfänger. Nun ja, es lohnt nicht, über diese Art der Fachschreibe noch ein Wort zu verlieren.

Sehr wohl aber ist der Rotzton, wie hier die Briefmarke mit einer in den heutigen Medien üblichen Mischung vom Behauptung und Schlaugerede inklusive viel Raunen in der Orkus toter Vergangenheit befördert wird. Und das erinnert nun stark in diesen Coronazeiten an das erneut aufkommende  Gebelle über die Sinnhaftigkeit von Bargeldnutzung. Wessen „modernistische“ Erfüllungsgehilfen diese Leute sein mögen, bei Bargeld weiß man, woher die ganze Suppe kommt bzw. ihren Ursprung hat: in den unablässig, mittlerweile auch in der Buntpresse erklingenden Schalmeien der  Oneworld-Economy -Prediger, die bis in die politische Linke und in die weltweit agierenden Grünen mit allen ihren NGO´s reichen, den Machern und Adapten aus dem internationalen Finanz- und Anlagekapital, in Europa sind es die Chargen der EZB, wofür bisher ein Name stand: Draghi und seine Jünger aus der US-Finanz- und Anlage-Bankkrake  Goldman Sachs.

In dem erwähnten Artikel im vergangenen März wurde das Thema „Briefmarken als postalisches Bezahlmittel“ schon erörtert. Der neueste Stand ist nach seriösen Quellen, die der Autor nicht nennt, in etwa dieser:

Die Post AG in Bonn ist nicht mehr gewillt, neuerdings und erstmals bezifferte 70 Mio. Euro Verlust jährlich in der Portoentrichtung hinzunehmen. Die von ihr zusammen mit dem Berliner Herausgeber BMF in dem üblichen Verfahren jährlich zur offiziellen Ausgabe gebrachten Sonderpostwertzeichen und unter Eigenregie ausgegebenen Dauermarken (derzeit Serie „Blumen“ und ATM „Briefe schreiben / empfangen“)  mit der nationalen Herkunftsangabe „Deutschland“ sind in ihren Augen ein störendes Betriebsmittel, auf das man verzichten kann. Es sind auf Papier gedruckte Briefmarken. Die Post hat auch „eigene“, auf Papier gedruckte Briefmarken (Marke Individuell, Internetmarke, u.ä. online produzierte Label wie diesen Test-Matrix-Schmonzes, vom Michel genannt ATM 10) – aber die werden nicht gefälscht, bei denen gibt es keinen Portoklau, jedenfalls in keinem dem Schreiber nennenswert bekannten Umfang. Überdies sind Internetmarken (2008 eingeführt) seit einigen Jahren nur noch jeweils befristet gültig – was bei deutschen Postwertzeichen des Herausgebers Bundesfinanzminister nicht der Fall ist – dessen Marken sind unbegrenzt postgültig.

Die Entgeltesicherung hat im Bonner Postriesen einen schweren Stand, die Philatelieabteilung erst recht. Warum? Erstere kann nicht reinholen, was durch Briefmarkendiebstahl, Ganzfälschungen, Stempelentfernungen  in Hausfrauenarbeit und Wiederverwendung umgestempelt gebliebener postgültiger Euro-Marken (man erinnere sich hier an das selten dämliche, vor allem aber verlogene BGH-Urteil von 2005 zu den vermeintlichen Risiken der DM-Marken!!!) verlorengeht. Die Philatelie-Abteilung kämpft mit wegbrechenden Umsätzen. Ihre „Kartonphilatelie“, seitenlang seit Jahren in den Vorratslisten präsent, richtete sich einstmals an kauffreudige Philatelisten, die noch den Sinn für Extras im Anblick ihrer Ländersammlung hatten. Diese Sammler aber sterben weg. Zu viele Erben schlagen sich mit nicht sammelfähigen, aber so viel „Sammelfreude“ versprechenden Schmonzes-Doku-Massen in Zentnergewicht herum, die keiner mehr will, die eigentlich niemand wollte. Money, Money, Money / Must be funny / In the rich man’s world…  Der gern so apostrophierte Gelegenheitskäufer mit Vorliebe für dieses und jene Markenmotiv, der „modern“ sammelt, nicht länderweise, nicht nach Katalognummern, der kauft nicht in den einst gewohnten Mengen. Er ist dieser philatelistische Konsument, der zwar gern in der Werbung gehätschelt wird, der aber nicht die „Kohle“ hat wie einst die  traditionellen und heute älter gewordenen und vielleicht sogar auch philatelistisch reifer gewordenen Sammler-Generationen.

Aber der Schreiber will nicht abschweifen (obwohl diese Aussage nicht wirklich zutrifft). Also weiter: Der weitere Vertrieb der Markenneuheiten Deutschlands durch die Deutsche Post AG über 2021 hinaus soll vertraglich inzwischen in trockenen Tüchern sein. Das, so sagt man, ist auch das einzige, wo sich Bonner Post AG und BMF noch einig sind. Ansonsten kracht es riesig im Gebälk. Die Post will nicht mehr. Sie könnte mit elektronischen Labeln (PC!) und denen am Schaltern (Digitallabel) leben. Sie will auch diesen besonders für sie kostenträchtigen „Ballast“ aus Zuschlagsmarken (Wohlfahrt, Jugend, Sport, TdB) nicht mehr schultern, der ohnehin das Ausgabeprogramm motivlich einseitig präge. Andererseits seien „Harry Potter“-Marken – nur ein Beispiel – bedauerlicherweise nicht möglich.

Hier nun kann der Schreiber über offensichtliche Verkäufer-Naivität philatelistischer Debütanten in Bonn allerdings nur lachen: Der „Dinosaurier“-Block 2008 (Rechtsprobleme) oder der Gemeinschaftsblock mit Spanien 2001 (Frankierungsprobleme) mit ihrer populären (populistischen!) Stoßrichtung (Verkaufsziele) zeigten an, daß alles „Internationale“ schnell vermintes Gelände sein kann. Und die inzwischen irre politische Moraldiskussion in allen gesellschaftlichen Bereichen „in diesem unserem Merkellande“  wartet nur auf neue Störfälle! Und das dann in diesem politischen  „Regierungsberlin“ mit seinen unterschiedlichsten Akteuren?

Der Kunst-Polit-Erlebnis-Durchwurschtel-Raum verkraftet in Sachen Petitessen (sic! Postwertzeichen)  doch nur noch politische Schaumschlägerei  wie die, daß ein „Helmut-Schmidt“- Gedenkblock in Deutschland NUR bei der Versandstelle erhältlich war! Und daß seine Ehefrau nur deshalb auf die Sondermarke kam, weil man noch eine motivliche Ausstattung einer 45-c-Post-kartenmarke benötigte und zeitgeistig den „lyrischen“ Ausweg in ihren – unbestreitbaren – Verdiensten für ihre naturnahe Stiftung fand. Nur wenn schon – und gar nicht wertend gemeint – populistisch: Könnte man sich einen Helmut-Schmidt-Block (Mi. 89; E: 1.3.2019) mit diesem gedruckten Motto vorstellen, Zitat aus einem Interview mit dem dem linksliberalen „Tagesspiegel“ in Berlin?

Ein deutsches Postwertzeichen, das vor 1995 in einem „Mitteilungsblatt“ (des Bundespostministers) und davor im „Amtsblatt“ (des Bundespostministeriums) veröffentlicht worden wäre, auch bildlich(!), war 2019 nur extrem eingeschränkt erhältlich! Wie das? Weil man in Bonn wußte, daß es die philatelistische Öffentlichkeit von einst nicht mehr gibt, dafür nur noch eine kaufende Herde von Willigen, die sich folglich nicht mehr und zu Recht fürchterlich aufgeregt und mit vielen Schreiben nach Bonn ihren Protest bekundet hätte? Wo Bundestagsabgeordnete bei „Anfragen“ im Parlament  – wie einst in Zeiten von Lämmer (CDU), Stücklen (CSU), Leber (SPD)  oder Gescheide (SPD) – den Bundespostminister eindringlich, in sachlicher, in heute unüblicher gebildeter Form, aber vielleicht auch enervierend zur Rede gestellt hätten? Alles das, was es heute nicht mehr gibt in diesem Regierungsberlin des Merkelschen Durchstechens!

Briefmarken – bitte, worüber reden Sie denn, wie unwichtig ist das denn! Mann! Diese Hanseln von Sammlern, und erst diese Wichtigtuer aus den Verbänden, bitte! Marke als Kulturträger, na ja, das ist doch klar! Markenausstellungen von diesen Exoten? Gerne, die Presse „vor Ort“ kann darüber schreiben, auf dem Pressefoto muß ich aber mit drauf sein, grinsend, jovial. Genau, das ist doch gelebte, soziale Wirklichkeit, Engagement, Teilhabe, super!

Der Schreiber kommt zum Ende in diesem unerquicklichen Realitätskarussell. Das BMF wird (Konjunktiv!) auf seinen Motiven beharren, schließlich sind die gesellschaftlich relevanten Kreise, aus deren Reihen die Motivvorschläge für ein Jahresprogramm entscheidend kommen, nicht zu ignorieren. In Maßen vollkommen richtig. Die unter den gegenwärtigen Verhältnissen nationalkulturelle Selbstdarstellung / Selbstvergewisserung  auf dem postalischen Bildträger „Postwertzeichen“ muß erhalten bleiben. An diesem Anspruch kann auch ein „Vielfalts“-Propagandist wie Postchef Appel nicht vorbei. Also wird man in Bonn den Berlinern die Kröte „Marke mit maschinenlesbarem DataMatrix-Code“  (kurz „DMC“,  2D CodeMatrix“)  vorschlagen und davon nicht abrücken. Die Stempelung dieser Marken in den Briefzentren ist aufgrund der in der Matrix enthaltenen Information nicht mehr nötig. Seltsam, daß trotzdem über eine Stempelung nachgedacht wird. Doch die wird nicht mehr in schwarzer Farbe erfolgen, sondern wegen Fälschungssicherheitsaspekte in Rot oder ähnlichem. Der kreisrunde schwarze Poststempel ist dann passé. Man kann sich nur vorstellen, daß, sollte es weiterhin Sonder- und Hand-/ Maschinen-Werbedauerstempel geben, daß es auch sie „für philatelistische Zwecke“ nicht in schwarzer Farbe geben wird. Damit wäre alles Gestempelte künftig sammlerisch Müll. Sprich: Das Sammeln gestempelter Marken der für 2022 unter der gegenwärtigen Diskussion als ziemlich sicher geltenden Matrix-Bund-Neuheiten wäre endgültig Geschichte. Was käme, wären mit Sicherheit Verkaufsprodukte der Post. Wie die aussehen werden, kann  sich jeder mit wachem Verstand ausmalen.

Aktuelle Marken-Philatelie ab 2022 ist unter diesen Zeichen – postfrisch, gestempelt – folglich nur noch was für Harte (wie das Älterwerden). Der Sinn für das Posthistorische und dessen Implantierung via Heimatphilatelie in regionales Denken und damit Sammlerdenken wird darum die Zukunftsaufgabe der organisierten deutschen Philatelie sein. Erkennt sie die Aufgabe nicht, ist ein Ende noch in der augenblicklich lebenden älteren Generation gewiß. Die bisherige Organisationsstruktur in Bezug auf Wissensimplantierung und aktiver Teilhabe muß angesichts der kommenden Realität von „Bund“ überdacht werden. Das können nur Junge und Junggebliebene von den bisherigen Organisationen des BDPH schultern. Von außen wird nichts kommen, was dauerhaft wäre. Spezialblogs selbst  wie dieser, der inhaltlich breit angelegt ist, können diese große Aufgabe nicht im geringsten schultern – aber mit ihren Möglichkeiten zu unterstützen versuchen.

Der Kommerz lebt auch ohne – ernsthaft betriebene – Philatelie. Er könnte in Zukunft sogar auf bisher übliche Usurpationen aller Art via Sammelprodukte, Stempelorgien auf Messen, etc. verzichten, weil nur noch alles über „Versand“ geht. Wird er aber nicht, da es auch weiterhin genügend Sammler geben wird, die gleich Lemmingen sich von überlebten Verkaufsanreizen überreden lassen. Doch der philatelistische Kommerz schwächelt, er verliert seine angestammte Domäne. ETB, „Ministerkarten“  und  ähnliches aus der sog. „Kartonphilatelie“ dienen heute – zu Recht – nur noch als Verstärkungsunterlagen in philatelistischen Warenlieferungen. Werthaltigkeit perdue, Papiermüll.

Es ist daher Zeit, selbstbewußt im Verband zu agieren, sofern es um ureigene Aufgaben geht, die allerdings das Allgemeine berühren. Der gern so apostrophierte „Spaß an der Philatelie“ wird in Zukunft sehr viel weniger ohne etablierte und damit konkurrierende philatelistische Anschauungen auskommen können. Es gilt mehr denn je, was wirklichen philahistorisch-dokumentarischen Wert besitzt.  Was vor allem deutsche Geschichte lebendig macht und bezeugt. Und davon gibt es viel.

Spaß vom künftigen  „Produktframing“ der Post via Weiden, so sich die Versandstelle überhaupt noch in ihren traditionellen Formen zu erkennen gibt – Messeteilnahmen, Vorratslisten/Kauf, Philatelieshops, Erlebnisteams –  kann man bei dauerhaft  schwieriger Ertragslage vergessen, konnte man auch bisher schon. Darum:  Spaß wird ohne das Verstehen und des Mobilisierens des Woher der Philatelie nicht möglich sein. Das Woher – das ist die Postgeschichte, in Englisch „postal history“, in Französisch „histoire postale“, in Italienisch „historia postale“, in Spanisch „historia postal“. Sie wird mehr denn je die weltumspannende philatelistische Beschäftigung der Zukunft sein.
(Änderungen im Text: 30.7.2020)

* „Riesenänderung bei der Deutschen Post: Steht das Ende Briefmarke bevor?“ (27.7.2020)
                                                                                                            Philatelie-Digital 7-2007

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Deutsches Postwertzeichen – was war, was kommt und was droht

Mehrwertsteuer 1.7.2020: Post senkt Preise tröpfchenweise

   Foto mit Dynamik: Welcher? Quelle: Post

Im Regierungsberlin imaginiert man anläßlich der „Corona-Krise“ die Notwendigkeit einer ganz besonderen Konjunktur“ankurbelung“. Zu diesem – politischen – Zweck  sinkt die Mehrwertsteuer vom kommenden 1. Juli bis Jahresende von 19 auf 16 %, der ermäßigte Satz von 7 auf 5 %. Wie Discounter, die mit entsprechenden Preissenkungen via Werbelockrufen vor allem den nachlassenden Boom aus drei sehr gewinnträchtigen „Corona-Monaten“ wettmachen wollen, gibt auch die Post, wie sie im Werbeslang verlauten läßt, die „Senkung selbstverständlich“ an die Kunden „weiter“.

Doch es ist viel Lärm um fast nichts. Plusbrief-10er-Sets (Briefnominale 80 c)  kosten für ein halbes Jahr lang 6 Cent weniger, statt 9,90 Euro nun 9,84 Euro. Für die zwei Optionen der Anschriftenprüfung werden jetzt 2 Cent bzw. 3 Cent weniger verlangt. Neuer Preis für die Nachnahme National ist jetzt 4,29 Euro (4,40 €), der für die internationale Versendung  8,12 Euro (8,33 €). Auch sämtliche DHL-Express-Entgelte sinken leicht. In Medien wurden auch Preissenkungen bei der Dialogpost gemeldet. Das ist jedoch falsch. Hier gilt weiterhin der Stand vom 1.1. bzw. 1.5.2020.

Sämtliche Entgelte der (MWSt-befreiten)  Universaldienstleistungsprodukte aber bleiben unverändert. Und was die Kritik von BVerWG und Bundesnetzagentur an den bisherigen Preisen betrifft, lehnte Postchef Appel schon vor einer Woche alle Änderungswünsche ab. Begründen mußte er das nicht, bei der fraglichen Presserunde fragte keiner nach. Etwa was die laufende Klage des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik (BIEK) beim Verwaltungsgericht in Köln betrifft.
                                                                                                             Philatelie-Digital 6/2020

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