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Schon wieder Verkaufsdreck mit Bund Mi. 159

 Bund Mi. 159 auf Brief-Ausland: Schrott!

Im April dieses Jahres nahm sich der Autor knifflige Stücke aus der Nachkriegszeit vor, darunter auch ein Stück aus der mittlerweile gängig gewordenen 1.-Liga-Ware von Bund, 50er Jahre. Den Sondermarken dieser Zeit eignet bekanntlich der Nimbus des Werthaltigen. Das ist berechtigt, daran hat sich prinzipiell bis heute auch nichts geändert. Mögen die Marktpreise für lose Stücke – postfrisch, gestempelt/gepr. BPP – aus bekannten Gründen in den letzten Jahren teils erschreckend gefallen sein, ändert das für den ernsthaften, phila-geschichtsbewußten Sammler an der hervorragenden Aura dieser frühen Bund-Neuheiten nichts.

Viele  Jahrzehnte waren die Marken aus diesen zehn Jahren mit ihrer teils sehr geringen Auflage begehrt, für viele Sammler mit wenig Taschengeld damit bis in die 60er Jahre schier unerreichbar. Was dann ein mieser, krimineller Dreckshandel jahrelang auszunutzen verstand, indem er entfalzte und/oder nachgummierte hochpreisige Katalognummern jenes Jahrzehnts mit blumigen Worten als „postfrisch“ unterpreisig in den Markt schleuste und mit leider leichtem Dummenfang massenhaft loszueisen verstand. Zum Glück sind seit einigen Jahren in den Markenkatalogen die fraglichen Katalognummern mit einer Raute gekennzeichnet  (da hat sie ihren Sinn und ist sie bildlich überzeugend!!!): Wer diese Marken heute noch BPP-ungeprüft erwirbt und bei nachmaliger Prüfung (und Verstreichen der Umtauschfrist) als (teil-)verfälscht attestiert bekommt,  ist selber schuld.

„Auf Brief“ wurden in Sonderheit die Hochwerte der Zuschlagsmarken viele Jahrzehnte lang dem Sammler als „Satzbrief“ schmackhaft gemacht. Sie wurden als das  Nonplusultra gepriesen. Die Freude, so einen – meist überfrankierten, „echt gelaufenen“ – Beleg zu besitzen, möglicherweise noch vom Erstverkaufstag der Markenneuheiten,  war allenthalben und für lange Zeit dominant.  Wer so etwas als „Auflockerung der Markensammlung“ besaß (ein hübscher, aber schon immer abseitiger Werbespruch des Handels), wurde beneidet.  Bis ein eigenständiges, postgeschichtliches Denken in der Philatelie einsetzte. Es verlangte Portorichtigkeit der Frankatur und es achtete auf den vielfältig wirksamen Sammlereinfluß solcher Sendungen, der nicht selten in „Mache“, wenn nicht noch Schlimmeres endete. Und dieses neue Wissen stellte Einzelfrankaturen und Mehrfachfrakturen in den Fokus. Das ist bis heute so und daran wird sich auch nichts mehr ändern. Denn dieses Frankaturen sind grundsätzlich seltener als Mischfreimachungen aller Art.

Die auftauchenden Begriffe „Bedarfsbrief“, „Bedarfsverwendung“, „Bedarfsfrankatur“ waren jedoch nicht neu, sie gab es in verstärkter Nutzung  schon seit den 30er Jahren, als wache Sammler begannen, das Sammelgebiet „Deutsches Reich Inflation 1916-1923“  mit bis heute gedeihlicher Energie in „echt INFLA“ und in den Schund aus Mache und vor allem Stempelfälschungen zu separieren.

Dieser oben gezeigte Brief ist Bedarfspost. Die klugerweise mit weichem Bleistift vermerkte Anmerkung (li.u.)  über die (für einen Auslandsbrief 20g richtige) Portohöhe stört nicht, man kann sie überdies mit einem weichen Radiergummi entfernen. Doch das ist nur eine Petitesse. Denn natürlich muß des Sammlers Augenmerk auf dem abgeschlagenen Tagesstempel liegen.

Der zeigt genügend Kennzeichen einer Echtheit. Was bei seinem „Inhalt“ auch logisch ist! Denn das enthaltene Stempeldatum liegt wie bei der Meldung im vergangenen April außerhalb der Postgültigkeitsphase. Es zeigt als Jahr zweifelsfrei „54“. Die Postgültigkeit des 1952 erschienenen Wohlfahrtssatzes (Mi. 156/59) endete jedoch am 31. Dezember 1953. Abgesehen von den für diesen Spitzenwert mißlichen Zahnverkürzungen (re.o.; untere Zähnungsreihe 7. Zahn, Bildvorlage!), die den Ebay-Verkaufspreis in Höhe von 59,95 € rechtfertigen könnten  (Normalpreis um die 100 bis 120 Euro), ist der Beleg NICHT sammelfähig in einer Sammlung, die portorichtige, echte Bedarfsstücke aufnehmen will. Und das strebt ja wohl jeder Bedarfspostsammler an! Der Beleg gehört aussortiert und in den Müll – er ist nichts wert und damit auch keine  59,95 Euro!

Der Anbieter (100% positive Bewertungen, 966 an der Zahl)  beschreibt seine Ware so:  „Bund EF Mi-Nr. 159 1954 Grossenried nach Österreich – einwandfrei“.

Der Autor hat im gutem Willen diese „1954“ in der Titelzeile erst gar nicht „wahrgenommen“, sondern sich gleich den Beleg akribisch vorgenommen. Der Anbieter, den Ebay als

Verkäufer mit Top-Bewertung:
  • Einer der besten eBay-Verkäufer

listet, schreibt also selber „1954“.  Das ist man doch baff! So viel Top und dann nicht mal im Besitz von Katalogminimalkenntnissen sein. Das ist wirklich top!

Noch diese Anmerkung: Während von den 30ern der Vorgängerserien 1949 und 1951 (Mi. 120, 146) bislang nur selten Stempelfälschungen (bei allerdings viel Mache) bekannt wurden, scheint für den 1952er Höchstwert angesichts weiterer unschöner Erfahrungen die „Echtheitslage“ auf Brief prekär zu sein!

                                                                                                               Philatelie-Digital 8-2020