Kategorie-Archiv: Angemerkt

Selbstklebende für Kriminalistik wertlos / Glosse

Einem Pressebericht vom 29. August zu einem Prozeß in Nordrhein-Westfalen gegen einen Erpresser zufolge wurde dieser mit einer heutzutage gängigen wie erfolgreichen Technik entlarvt. Der Mann hatte seine „Geldforderungen“ mit der Post verschickt und dabei, logisch, Briefmarken zur Freimachung genutzt. Nicht irgendwelche, sondern solche heute ja so unmodischen – mit Naßgummi. Die muß man, wie schrecklich, wenn nichts anderes greifbar ist, mit Speichel anfeuchten. Beim Erstellen der Erpresserbriefe selbst hatte der Mann „agentenclever“ Handschuhe getragen. Die DNA auf der Markenrückseite zu entdecken war für die Kriminaltechniker offenkundig ein Kinderspiel. Ein Stück aus dem Kuriositätenkabinett, das schon deshalb auf diesen Seiten eigentlich nichts zu suchen hat.

Die Lage ist aber ernster, trotzdem natürlich mit diesem Seitenblick nicht weniger kurios und für den einen oder anderen sogar erhellend.

Bekannt ist seit nun schon mehreren Jahren: Selbstklebende Postwertzeichen beherrschen den Markenverbrauch in Deutschland immer mehr. Das briefliche Erscheinungsbild – Frankatur – ist dadurch inzwischen zur Einöde verkommen (an deren Zustandenkommen leider zu viele Sammler wesentlich mit beteiligt sind, als sie selber für ihre Korrespondenz ausschließlich Selbstklebende verwenden; der Blog-Inhaber kann darüber bei seinem Postfacheingang eine klare Meinung haben). Viele der naßgummierten Neuheiten landen nur noch in Alben. Die Sammler selbst nervt, daß sie, wenngleich die philatelistische Sachlage klar ist, diese bildgleichen und manchmal auch formatgleichen, in der Perforation aber doch unterschiedlichen Marken mindestens zweimal kaufen müssen, um komplett zu sein.

Vor dem Hintergrund des oben geschilderten Sachverhalts stellt sich damit die Frage: Sind alle Nutzer von Selbstklebenden potentieller Verbrecher, weil sie sich mit dieser Klebesorte unerkennbar machen? Und die „Apologeten“ der naßgummierten Marken  Trottel, weil sie ihr – eventuell potentielles – Tun nicht zu Ende denken?

Oder ist alles ganz anders? Ist die massive Ausweitung bzw. Propagierung der Nützlichkeit von Selbstklebenden vielleicht nicht doch eine Angelegenheit höherer Politik, deren Überschrift dem deutschen Bürger satt-klebend vertraut ist: Wir schaffen das! Wir schaffen es, das Briefmarkensammeln mit seiner Ödnis markenbrieflicher Anschauung – Grafiker- und Werbefuzzis sagen dazu schwiemelnd „Anmutung“ – endlich in den postalischen Mülleimer zu kippen? Was ist mit der Markenvielfalt? Hilfe, was für ein Teilwort! Vielfalt Ist ja im „progressiven“ ideologischen Politjargon unbedingt anzubringen, gleichsam als Betformel.

Es ist doch so: Durch reine Nutzenerwägungen (sog. „teureres“ Handling von naßklebenden Marken im Postbetrieb) wird mit dem Exotendasein von naßgummierten Neuheiten der schon jetzt deutlich erkennbare bildliche Marken-Friedhof zementiert und damit die Verabschiedung vom Neuheitensammeln bei immer mehr Sammlern.

So also ist „Vielfalt“ ergänzend zu verstehen! Es ist das Vielfaltsgequake der ideologischen Betonköpfe, das die Gehirne verkleben soll. Vielfalt heißt hier, alles gleich, ähnlich, praktisch und gut zu machen. Vielfalt in Sonntagspredigten, erstickende Gleichförmigkeit in der Realität. Die Felder, auf denen man sich austoben kann, sind – was schon – vielfältig!  Paßt ja alles: Jene, die ihre moralinsaure, grüne, ja so sehr auf Individualismus pochende sog. „Fortschrittsideologie“ zum Programm erhoben und in den „staatstragenden“ Parteien im Gefolge eines vierzigjährigen Kulturkampfes durchgesetzt haben, sind die ersten, die heute One-World-Einheitspostulate heraustönen und dabei dem Globalismus und der Vereinheitlichung durch die Macht weltumspannender Konzerne das Wort reden, in versteckter Kumpanei mit Handaufhalten/Pöstchenreiten oder ahnungslos. Zu welchen Erkenntnissen ein Prozeß am Aachener Landgericht doch führen kann!

Abgelegt im Ordner „Angemerkt“ – Philatelie-Digital 16/2017

German presidents first

2 c 1903 Pc n Deutschl_mayfair99  George Washington, 1. Präsident der USA

Die USA haben seit dem vergangenen 20. Januar einen neuen Präsidenten. Der Mann kam nicht durch einen Putsch gegen das eigene Volk zum Wahlsieg, er wurde gewählt. Daß er demokratische Regeln eliminiert und Gesetze aushebelt wie das gerade am Bosporus geschieht, ist nicht bekannt. Die so wahrheitstreuen medialen und politischen Kasten in Deutschland ficht das nicht an. Das in Deutschland seit der Wahl Donald Trumps wie ein Dauergottesdienst aufgeführte Polit-Trauerspiel einer zu vernünftig nationalem Denken unfähigen Mainstream-Polit-Medienklasse könnte nun der übliche ideologische Krampf von Salonträumern sein, der zum Lachen reizt, würde nicht viel Schlimmeres in den peinlichen Entgleisungen der Berliner „Wirklichkeit“ zutage treten (in Sonderheit jener des künftigen, erneut nicht vom Volk gewählten Bundespräsidenten): Das seit 1945 zu politischem Kleingeist und geschichtsloser Welterlöseridylle gegängelte und trotz Miliarden-schwerer Spendertöpfe den Euro-Staaten gehörig auf die Nerven gehende, scheinbar ewige Wirtschaftswunderkind führt sich auf wie ein unreifer, dabei noch nöliger, miesgelaunter Nesthocker.  Mamageneration seit 2005, ist dem deutschen Michelkind jetzt auch noch der erdichtete, erträumte Superpapa abhanden gekommen. Das dämmert jetzt einigen und so hagelt es seit Tagen nur noch so an servilen Anbiederungen, gekleidet in Leerformeln über fortgesetzte Partnerschaft und Werte und … Man schüttelt sich …

Der obige Brief zeigt eine Dauermarke der USA aus dem Jahr 1903. Die USA als Markenland sind gespickt voll mit Präsidenten-Dauerserien. Ihren Anfang nahmen sie 1847, die letzten, im modernen Gewand, erschienen 1981. Es sind über weite Strecken preiswerte Marken – auch auf Briefpost. Der postalische Reichtum der US-amerikanischen Dauermarken ist bekanntlich legendär. Der Spaß mit ihnen füllt gewiß ein ganzes Sammlerleben aus. Weshalb Philatelie-Digital geneigt sein könnte, Sammeltips auszusprechen.

„America first“ hören wir nun aus den USA. Schon recht, sieht man mal davon ab, daß Amerika auch noch noch die „Kleinigkeit“ von Kanada, Mittel- und Südamerika umfaßt. Aber, bleiben wir bei dem kernigen Spruch. Er gilt, wie klar zu sehen, für USA-Sammler. Deutsche Sammler müssen nicht unter Entzug ideologisch vernebelnder Politträume und Stimmungen leidend nun nach dem Rechten bzw. Lohnenden suchen – in Übersee. Auch Deutschland hat in seiner Geschichte Präsidentenserien zu bieten – Ebert, Hindenburg, Pieck und Heuss. Wohlan, auf zum Entdecken! (Philatelie-Digital 2-2017)

Sammeldreck (III) – 15 Pf Ziffer grün auf Postscheckbrief

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Bei dieser Meldung werden gestandene, auf solides Fachwissen setzende Briefpostsammler möglicherweise in schiere Verzweiflung geraten. Der Fall nervt den Schreiber immer noch so sehr, daß es bei wenigen Worten bleiben soll. Postscheckbriefe – Schriftverkehr das Postscheckkonto betreffend – mußten auch nach Kriegsende wieder frankiert werden. Anfangs, bis 28.2.1946 zum alten Reichsposttarif 5 Pf, bis 31.7.1948 zur Gebühr von 10 Pf. Danach wurde diese Briefart kostenfrei; Sonderdienste (Luftpost, Einschreiben, Eil) waren jedoch zu bezahlen, die Sendung entsprechend freizumachen. So in etwa (kürzer) steht es auch im Michel-Gebührenhandbuch, 2. Auflage; leider wird dort erstere Information (Postbeginn 1945) nicht gegeben. Warum nicht? Frag Michel!
Dieses Los ist an sich erstmal kein „Dreck“ insoweit, als der Absender den Brief unter Inkaufnahme einer 5-Pf-Verschwendung (möglich, daß ihm eine 10er-Marke nicht zur Hand war) aufgegeben hat. Wichtig ist, was heute mit einer solchen Sendung im Sammelmarkt für Briefpostgeschichte geschieht. Und das läßt sich ja schon eine Weile auf den famosen Ebay-Seiten beobachten. Dort gab (und gibt) es diese Stücke immer wieder, dabei Festpreise (natürlich!) immer in dreistelliger Höhe. Hinweise an Ebay? Vergebene Mühe von Philatelie-Digital. Das ist den chicos mit den schwarzen Dollarzeichen vorm Kopf völlig egal! Bei einem Hakenkreuz auf einer Briefmarke – da wird allerdings schweres Geschütz aufgefahren: Wehret den Anfängen! Das „Böse lauert überall“…
Dieses Stück hier, mit Bleistiftnotiz „900 €“, wurde im November auf einer Auktion mit Sitz nahe des Bodensees zugeschlagen. Für 320 €. Der Beschreibungstext unter der Rubrik „Gemeinschaftsausgaben“ lautete: „Mi. 922, 1947, 15 Pfg. Ziffer als EF auf Postscheckbrief gest. ‚Ansbach 11.09.47‘, Mi.1500,-, Ausruf: 200.-“
Der Autor erfuhr von dem Verkauf und erkundigte sich. Der Auktionator gab dem zunehmend sprachlosen  Anrufer bereitwillig Auskunft. Er habe sich auch gewundert, doch der Käufer habe Kopien vom Los verlangt, er kannte den Ausruf, er…. Kannte was? Nun ja, aber was wisse der Auktionator? Ja, überfrankiert, aber der Kunde entscheide. Und wenn der Kunde jetzt das Ding prüfen lasse und die Prüfung des „ja so teuren“ Beleges (übrigens, völlig überhöht vom Michel, seit Jahren schon!) eben wegen des Überfrankiertseins abgelehnt werde (was soll ein BPP-Prüfer, der sein Handwerk ernst nimmt, dafür verlangen können, auf welcher Kataloggrundlage?), wenn ihm also das Ding zurückgeschickt würde? Da wurde das Gespräch nun doch peinlich, sehr peinlich. Oder doch nur für den Anrufer?
Die 1500 Euro Michel – nehmen wie sie für den Moment ernst – stehen einzig und allein für eine Einzelverwendung auf einer Drucksache-Ausland, für nichts anderes. Diese Belege, mit echtem Stempel und echter Anmutung, sind extrem selten. Die lila 15er ist geradezu eine Mauritius unter den Nachkriegsstücken! Egal, für ein Schwärmen fehlt hier jeder Grund. Aber jeder Auktionator sollte dieses kleine Micheleinmaleins beherrschen –  was ja auch anzunehmen ist. Eigentlich. Doch daß der Losbeschreibung das Detail „überfrankiert“ fehlt, was wird der Grund sein, wenn kein Versehen vorliegt?
Daß der Ausruf auf 200 Euro festgesetzt wurde, spricht ja Bände. 5 oder 10 Euro – das wäre vielleicht konform gewesen – auch zum eigenen Ansehen. Daß der Kunde den beinahe wertlosen Beleg „unbedingt“ haben wollte, wofür spricht das? Ein letztes: Es gibt solche und solche Überfrankierungen, etwa bei Infla. Da wird bei starkem Preisnachlaß im Wissen gekauft, daß die Zeitumstände völlig chaotisch, etc., waren:  Der intrinsische Wert (Edwin Müller) solcher Belege ist klar erkennbar. Doch hier ist das Gefälle zwischen in großer Zahl vorhandenen richtig frankierten 10-Pf-EF von Postscheckbriefen und der einzige raren Verwendungsmöglichkeit riesig! Übrigens, der Auktionator bot so einen portorichtigen 10-Pf-„Ziffer“-Beleg an,  „gegen Gebot“ . Warum nicht diese 15 Pf grün?

Angemerkt: Verkaufsbedingungen – fair, vor allem transparent

138-paar-gest  Quelle: mac_moneysack

Es geht auch anders im internet, also auf den einschlägigen Verkaufsplattformen. Man muß natürlich genau hingucken, abwägen, seine Erwartungen klar definieren, seine Preisvorstellungen auch.

Hier die Kaufvertragsbedingungen eines Losemarkenanbieters. Es geht in seinem Angebot bei Ebay um ungeprüfte Erhaltung fälschungsgefährdeter Katalognummern.

Allgemein bekannt ist, wenn es in Angebotstexten „gepr.“ heißt, schalten viele Sammler ja schon auf „Stimmung positiv“ – was natürlich voreilig, wenn nicht unsinnig sein kann. Unter „geprüft“ kann alles laufen: Prüfzeichen privater Herkunft (Ladenhändler, die damit ein Garantiezeichen gaben), Altprüfungen, die sich nicht oder nur schwer klären lassen, die oft auch nichts taugen oder aber Prüfungen mit Stellung des Prüfzeichens, die mit ihrer Höherstellung verraten, daß die Markenqualität eher schon Richtung minderwertig geht. Vor allem aber: Steht da nicht gleich BPP-geprüft – Finger davon! Und ein Anbieter, der einen Scan der Rückseite nicht liefert oder wenn, dann so hell stellt, daß am Papier nicht erkennbar wird, ob es sich bei der Rückseite um die DIESELBE Marke mit Vorderansicht handelt – vergessen Sie den Kauf!

Zu diesem Anbieter. Philatelie-Digital kennt ihn nicht, macht schon gar keine Werbung für ihn, der Mann ist dem Blog eigentlich egal, oder sagen wir, einer wie tausend. Allerdings, wenn es die tausend nur gäbe! Ein frischer Ton, sympathisch. Vergleichen Sie dazu noch mal die Abbildung der 90er Posthorn gestempelt im Paar. Die Marken aus dem Bedarf, gestempelt, sind in der Zähnung nicht ganz einfach, schon gar nicht in Einheiten.  Und sie sind selten. Die Stempel: prächtig! Lesen Sie bitte:

„Herzlich Willkommen bei den Auktionen des Briefmarkenhandels Hennefarth. Wie immer finden Sie bei uns interessante Lose in sehr sauberer Erhaltung, meist ab Schnäppchenstartpreis von 1 Euro. Für gleichbleibend hohe Qualität, sowie besonders schnellen und hochwertigen Service, stehen wir mit unserem Namen. Aufgrund einer Verschärfung der Ebay-Richtlinien biete ich ab sofort alle ungeprüften, fälschungsgefährdeten Marken prinzipiell als „Echtheit nicht bestimmt“ an, auch wenn ich von deren Echtheit vollkommen überzeugt bin. Ohnehin biete ich nur Marken an, die ich für echt halte, andere kommen nicht in meinen Verkauf bzw. werden im Zweifelsfall klar als solche beschrieben. Die Zufriedenheit meiner Kunden hat oberste Priorität für mich, daher gebe ich generell auf alle meine als echt offerierten Angebote eine Prüfgarantie beim zuständigen BPP-Prüfer für 3 Monate. Sollte sich in einem Fall der zuständige BPP-Prüfer meiner Meinung nicht anschließen können, nehme ich alle Marken umgehend gegen Kaufpreiserstattung zurück. Prüfungsabsicht unbedingt vorab mitteilen, damit ich mir eine Notiz machen kann.“ (Hervorhebungen durch Philatelie-Digital)

Der Preis am 2. Dezember, früher Morgen, steht nach fünf Geboten bislang bei 8,01Euro. Die Michelnotierung für gut gezähnte, echt gestempelte Erhaltung gibt der Anbieter an: 400 Euro. Das Pärchen weist oben und seitlich links sowie rechts unten zahlreiche kurze oder oder gar keine Zähne auf. Trotzdem macht das Pärchen einen gefälligen Eindruck – bei wenig Geldeinsatz. Es ist klar, geredet wird heute viel, im Plapperdeutschland. Auch mit diesem Händler macht man besser im kleinen seine ersten Erfahrungen!

Ablage des Beitrags in der Kategorie  „Angemerkt“ / Philatelie-Digital 14-2016

 

Sammeldreck (I) – Heuss Heftchenblatt 8X gestempelt

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Der ganze gefälschte Müll unter dem Phila-Sammelmüll im allgemeinen – wen wundert es, daß es ihn gerade in Euro-Zeiten noch immer gibt, aber noch diversifizierter, nicht mehr so gebündelt und so wortnebellärmend (kein sprachlicher Widerspruch!) wie einst? Daß es diesen Müll darum, nach dem unabänderlichen Gang der Printfachblätter ins Nischendasein,  vor allem auf den viel lukrativeren großen Verkaufsplattformen im Internet gibt? Zumal  dort alles im Meer des Angebotes noch besser „ein-“ und „untertauchen“ kann und erst nach „Suchwort“-Eingabe wieder auftaucht, bei meist verdecktem Bieternamen, ohne Angabe der Händleradresse in der weiteren Angebotsdarstellung! Namen, die jedoch nach den ersten bekanntwerdenden Negativfällen rasch geändert werden – Namen eben wie Schall und Rauch!

Soll einen noch wundern, daß es für diese Plattformen trotz hehrer Grundsätze zu einer „sauberen Philatelie“ wie einst schon in den solitären Printzeiten mit deren bekannt ganzseitigen Anzeigen keine Instanz gibt, die diesen, den Sammler und die ganze Philatelie schädigenden Praktiken einen Regel vorschiebt? Hilfloser BDPh-Plapper-Gut-gemeint-Gestus gegenüber Ebay – wer erwartet mehr, eingedenk der betrüblichen jahrelangen Tatsache bzw. Erfahrung mit diesen Herrschaften eines philatelistischen Schlepper- und Bauernfänger-Milieus! Denn solche „Anbieter“ einst – Iversen, Blüm e tutti quanti –  wußten schon in besagten Printzeiten, daß es in der Regel unmöglich war, sie rechtlich in ihren Werbeanstrengungen „abzuservieren“. Diese Existenzen drohten einer damals marktführenden DBZ die Klage wegen Geschäftsschädigung an. Wie das? Ganz einfach! Indem sie bei Angebot auch seriöser Ware darlegten, daß ein Anzeigenausschluß sie in ihrem geschäftlichen Handeln benachteiligen würde, wenn sie nicht im führenden Blatt inserieren könnten!!

Oben das Beispiel eines „Müll-Angebotes“ jetzt vom 10. November, das besonders fassungslos macht – und darum hier Erwähnung findet. Heuss-Marken wurden am 31. Dezember 1964, also vor fast 40 Jahren postungültig – der Poststempel „Königs Wusterhausen“ datiert auf den 25. März 2002 (18h). Kein Wort darin im Angebotstext von „grinsele“. Man sieht und bietet. Richtig, bietet! Der Anbieter meint tatsächlich – anders als seinesgleichen, die direkt verkaufen – hier noch ein „Bietergefecht“ auslösen zu können: Der Ausruf für das „gestempelte“ Heftchenblatt 8X beträgt 6,50 Euro. Vermutlich war es ein HBl mit Falzspuren oder es war/ist nachgummiert. So etwas ist heutzutage nahezu unverkäuflich, kann man aber „einsacken“ für´n Euro. Mit „Stempel“ wird das natürlich um Längen besser! Der Stempel: In Teilen verfälscht oder ganz gefälscht oder als echtes Gerät aus Postämtern gestohlen (so was wird bei Ebay angeboten und verhökert!) und mißbräuchlich bzw. in betrügerischer Absicht verwendet. Vom Anbieter? Der wird das abstreiten und von einem Versehen bei der Kontrolle seines Angebotes reden.

Der Michelwert für echte, zeitgerechte Entwertung des Heftchenblattes beträgt 70 Euro. Ungebraucht (das wäre allerdings ein „Erstfalz“ mit ansonsten unberührtem Gummi!) wertet das Hbl. 8X 15 Euro, postfrisch das Doppelte.

In dem sonstigen Angebot des Ebay-Anbieters gibt es neben seriöser Markenware auch weitere Stücke mit diesem Poststempel (5stell. PLZ „15711“!). Wer sehen kann, weiß also Bescheid. Oder doch nicht? An wen wendet sich so ein Anbieter mit so einer Spezialität? An ahnungslose Einsteiger? Natürlich nicht! Ein philatelistischer Einsteiger hat von Heftchenblättern in der Regel nicht die geringste Ahnung. Nein, der Anbieter ist auf Billigheimer unter Sammlern aus, die, wie sagt man doch, „preiswert eine Lücke in ihrer Sammlung schließen“ können. Ihre Lücke auch im sammlerischen Verstand? Hält der Anbieter sie für so groß? Er muß die Ebay-Kundschaft offenkundig gefahrlos-sicher so einschätzen können.

Der Händler beschreibt sein Ebay-„Handwerk“ – in wohl als „modern“ verstandener Kleinschrift – übrigens so:

„sehr geehrter sammler, ich versteigere die oben abgebildeten briefmarken im zustand wie auf dem scan zu sehen. ich bin privater sammler und versteigere lediglich überbestände meiner sammlung. die marken sind nicht auf plattenfehler oder abarten untersucht. auf besonderheiten, die mir bekannt sind, weise ich gesondert hin. ich versende auf den abgebildeten steckkarten mit standard-brief. auf wunsch biete ich auch gegen aufpreis einen versand per einschreiben. da ich privat verkaufe, sind rücknahme oder umtausch ausgeschlossen, bitte betrachten sie daher vor abgabe eines gebots genau den/die beigefügte/n scan/s. viel spaß und erfolg beim bieten! bitte auch meine anderen auktionen beachten!“  (Hervorh. durch Philatelie-Digital!)

Ohne Worte!

Hochgradig absurde Dummverkaufe / Postbankfiliale definiert Postleistungen neu

In Weinheim, 43.000-Einwohnerstadt in Nordbaden, befindet sich die größte Postfiliale außerhalb des Stadtzentrums, in einem Stadtteil mit Wohnungsquartieren und viel Klein-industrie. Es ist eine Filiale der Postbank. Dort trug sich nach einem Bericht der Heidelberger Tageszeitung RNZ (8.8.2016) unlängst folgendes zu. Eine ältere Dame, die am Schalter für eine Standardbriefaufgabe eine 70-Cent-Marke kaufen wollte, mußte erleben, daß ihr Brief nicht angenommen wurde. Sie wurde mit ihrem Markenkaufwunsch auf den Automat vor dem Gebäude verwiesen. Dort könne sie die Marke kaufen und den Brief einwerfen. Sie könne aber auch ein Markenset erwerben. Die Frau ging zu dem Automaten und mußte ohne Hilfe mit ihm klarkommen.

Ein Mitarbeiter der Zeitung bekam davon Wind. Er fand das ausreichend seltsam, weil er an so etwas wie einen „Versorgungsauftrag der Post“ dachte. Und so machte er wohl noch am selben Tag einen Selbstversuch. Auch er scheiterte am Schalter mit dem Kauf einer Marke und der Aufgabe des Briefes ebendort. Als Ausweg nannte man ihm den Automaten. Die Mitarbeiterin bot an, im Falle fehlenden Kleingeldes Geld zu wechseln. Im Verlauf ihrer Erklärungen wurde dem Zeitungsmann klar, daß besagter Ratschlag in der Postfiliale im Falle eines Einzelbriefs / Einzelmarkenkauf nicht zum ersten Mal gegeben wurde. Und war es wirklich nur eine Sache der Einzelversendung? Von einem zur Sache befragten Postbanksprecher erfuhr er, daß „Kunden mit Briefen in Standardgröße an … die Wertzeichenautomaten im SB-Bereich verwiesen“ würden. Dieser Postbank-Mann führte weiter aus:

„Das ist auch im Interesse der Kunden selbst. Wer das Geld passend hat, muß nicht eigens am Schalter anstehen und spart Zeit. Wer es nicht passend hat, bekommt es gewechselt.“ Und: „Wenn ein Kunde Schwierigkeiten mit dem Automaten hat und dies zu erkennen gibt, müssen unsere Mitarbeiter ihn oder sie dorthin begleiten.“

Stop! Der Postbanksprecher kennt also das Interesse der Kunden. Das klingt bestechend. Oder meint er nicht etwas anderes: Nämlich das mit stetigem Serviceverlust heruntergewürgte Interesse des Kunden, das mit Selbstbestimmung und Freiheit und sonstiger klebriger falscher Marketingsoße ungenießbar geworden, dem Kunden einlullt, er würde eine „maßgeschneiderte Produktdienstleistung“ erwerben?

Niemand außerhalb der Bonner Post AG und der Postbank kennt den Inhalt zum Punkt „Kundenverkehr“ des seinerzeitigen Kaufvertrages, bei dem rd. 1000 Centerfilialen von der Gelben Post zur Postbank übergingen, mit dem Ergebnis, daß heute die gelben Postgeschäfte längst wie ein leider nicht zu umgehendes Anhängsel erscheinen.

Doch festgehalten werden kann schon:

  1. Ein Postagenturnehmer, „geknebelt“ durch in erster Linie der Gelben Post nützende Verträge, ist in der Lage, eine Marke einzeln zu verkaufen und einen einzelnen Brief am Schalter damit zu bekleben und einen einzelnen Brief in den Briefstrom zu geben. Centerfilialen oder wie sie jetzt auch heißen mögen, können bzw. wollen das im Falle der Weinheimer Filiale nicht. Und warum sollte Weinheim auf Dauer eine Ausnahme sein und bleiben – wenn es denn überhaupt eine ist!
  2. Es werden in Postbankcentern (das ist allgemein geläufige Praxis!) einem Kunden Sets aufgeschwätzt, wenn er eigentlich nur eine Marke will. Das ist nichts Neues. Neu ist, daß er hinausgeschickt wird zum Automaten (der übrigens mit seiner Technik und dem Alter immer weniger funktioniert und darum auch nicht mehr repariert und deshalb immer häufig abgebaut wird), wenn er tatsächlich nur eine Marke erwerben will und nur einen Brief absenden will. Doch in Weinheim ist selbst das nicht mehr nur der Fall: Dort werden ja laut Postbanksprecher selbst Kunden mit mehreren zur Postaufgabe bestimmten Standardbriefen zum Automaten geschickt. Nebenbei: Gibt es irgendwo in einer Filiale frei verfügbar eine Waage, mit der der Kunde seinen Standardbrief wegen der Gefahr der Gewichtsüberschreitung selbst wiegen kann? Nein, gibt es nicht. Was man von einem solchen „Geh-mir-aus-dem-Auge-Kundendienst“ halten darf, sollte unbedingt noch mit der Tatsache verknüpft werden, daß der Standardbriefpreis nach drei Preiserhöhungen seit 2013 zu Jahresbeginn erneut und drastisch um 13 Prozent angehoben wurde.
  3. Aberwitzig ist das jeden Rationalisierungszweck konterkarierende Vorgehen, Geld zu wechseln, wenn der Kunde keinen Set kaufen will, aber Kleingeld für den Kauf einer Einzelmarke benötigt. Wenn sich das herumspricht, daß die Postbank Geld wechselt, kommen bald auch Nichtkunden (und müssen abgewiesen werden, was sich ja dann auch sehr gut macht…!).
  4. Nicht minder absurd ist der Vorschlag, einem Kunden beim Kauf am ATM-Drucker helfend zur Seite stehen zu wollen. Etwa dann, wenn drinnen die Schlange auf Bedienung wartet und der Unmut beginnt? Und: Wie hat man sich das Prozedere vorzustellen, das seinen Anfang nimmt, indem der Kunde „diesen Wunsch zu erkennen“ gibt. Jede Lebenserfahrung sagt einem, daß sich dann schon viel zuviel Unmut angesammelt hat. Postbankmitarbeiter als Sozialarbeiter? Die anderen, die sprachlos bei dieser „Entscheidungsfindung“ nach draußen gehen, wissen nur eines: Sie haben die Nase voll von dieser Post resp. Postbank und können sich schon mal ausmalen, wie der Kundendienst für Postgeschäfte erst sein wird, wenn die durch Skandale taumelnde Deutsche Bank demnächst die Postbank wieder verkauft. Schließlich: Von bekannter Ahnungslosigkeit über die eigenen Geschäftsdinge ist der Gedanke „Geldwechselservice“: Der Automat wechselt selber den Geldeinwurf, allerdings indem er das Wechselgeld in Marken ausgibt.

Philatelie-Digital hat darauf verzichtet, die Ausführungen von Postsprecher und Postbanksprecher zu ihrem jeweiligen Kundenservice wiederzugeben. Insbesondere die des Bankers sind gespickt mit diesem unerträglich gewordenen, auswendig gelernten und nun bei jeder Presseberichterstattung landauf landab heruntergeleierten Marketingdummsprech.

Markenneuheiten heute, Sammeln heute

DK_2015_2016_Hardcover  Bild: www.briefmarken.de

Der neue Michel-Deutschland-Katalog ist seit Anfang Juli erhältlich. Er ist nicht nur der
Bordanker im Katalogverkaufsprogramm des Schwaneberger Verlages, er ist bei seinem zuletzt jedes Jahr unfaßbar hohen Verkaufspreis uneingeschränkt auch das Gesicht der deutschen Philatelie. Selbige erlebt, vor allem im Bereich Neuheiten – und damit sind die Marken der letzten rund 60 Jahre gemeint – krisenhafte Zustände, einen nach dem anderen. Daran ändert der Michel-D nichts. Gleichwohl versinnbildlicht er die Dilemmas, in welchen die deutsche Nachkriegsphilatelie steckt. Philatelie-Digital redet Klartext, wie immer. Geboten wird eine Betrachtung, die vielen – mit Absicht – keine Freude machen wird, die aber vielleicht dem einen oder anderen dabei helfen kann, seine Sammeldinge klarer zu sehen. Was Philatelie-Digital sehr, sehr freuen würde!

Vollständigen Beitrag im Pdf-Format bitte herunterladen: Markenneuheiten heute, Sammeln heute

Und tschüs!

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Bild: titophe0513

Die Leserreaktionen auf der Webseite der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ bieten (zum Glück für weite Berichtsstrecken des Blattes selber) in ihrer Mehrheit viel Klartext. Wer dann noch die immer herausragenden Berichte des Wirtschaftsredakteurs und Mitherausgebers Holger Steltzner regelmäßig liest (so auch seinen heutigen Kommentar*), der kann etwas mit den fünf Sätzen anfangen, die in ihrer Wortgestaltung im Kopf von Faz-Online am heutigen Pressetag in Deutschland einzigartig sein dürften:

„Das Euro-Blame-Game beginnt. Sogar EU-Kommissionspräsident Juncker hat die Geduld mit Athen verloren. Jetzt beginnt das Blame Game. Niemand will es gewesen sein, der Schwarze Peter soll nach Athen. Nur die Kanzlerin ist auffällig still.“

Philatelie-Digital zeigt, wie es üblich ist auf seinen Seiten, eine Markenfrankatur. Zu sehen ist eine Goldmünze mit dem Bildnis Basileios II. Er war Kaiser 976 bis 1025 des Byzantinischen Reiches, also eine ziemlich lange Zeit für Byzanz-Verhältnisse. Unter ihm war das Land vermögend, erlebte trotz so einiger Kriege geordnete Verhältnisse und nicht zuletzt eine kulturelle Renaissance. Das Volk – natürlich immer aus den Realitäten und Möglichkeiten von damals gesehen – war möglicherweise deshalb sehr zufrieden, vor allem genoß das Reich Anerkennung nach außen. Nun gut, auch jener erfolgreiche Kaiser konnte sich gegen die Machteinflüsse großer adliger Familien wenig durchsetzen. (Schon das erinnert an heute, an das weiterhin in politische Familien aufgeteilte Griechenland).

Der Schreiber macht es kurz: Auf göttliche Eingebung (rechte Marke) oder was auch immer mag man nicht mehr hoffen, schöne Frauen (mittig) hatte das Land immer schon, viel Gold wünscht man ihm allerdings wieder. Aber nicht mehr unter dem Dach von Juncker, Draghi, Goldman Sachs-Jüngern und alternativlos-willfährigen Einknick-Regierungen wie der in Berlin.

Also, Griechenland, tu was, und zuerst: Raus aus der Esperantowährung, die Du aus guten Gründen so innig schätzen gelernt hast! Heute ist der 15. Juni 2015. Guten Tag noch und tschüs, kalimera und jià!

* http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/griechenland/kommentar-griechenland-das-euro-blame-game-beginnt-13648655.html